Onychodynie Wer schön sein will, muss leiden
Es gehört mittlerweile zum Alltag, dass Frauen regelmäßig ins Nagelstudio gehen, um sich die Nägel mit semipermanentem Lack zu verschönern. Doch dabei besteht nicht nur die Gefahr von Kontaktallergien und Hautreizungen, wie Dr. Michela Starace von der Dermatologie der IRCCS Azienda Ospedaliero-Universitaria di Bologna und Kollegen darlegen. Sie beschreiben die Fälle von fünf Frauen, bei denen es zu bleibenden Missempfindungen am Nagel kam.
Alle bekamen nach einem Besuch im Nagelstudio Schmerzen. Dort war der alte Lack mechanisch entfernt und ein neuer aufgetragen worden. Die Patientinnen berichteten über Schmerzen und ein Wärmegefühl während der Behandlung durch die starke mechanische Belastung. Die Schmerzen an den Fingernägeln blieben als Parästhesie bzw. Hyperästhesie bestehen, die auf keine Behandlung ansprachen.
Bei zwei Patientinnen war der Schaden so massiv, dass der distale Teil des Nagels an jeweils einem Finger zerstört war, inklusive nachfolgender Erosion des Nagelbettes. Sie zeigte sich bei der Erstvorstellung durch eine rötlich-violette Verfärbung des Nagelbettes und fehlende Lunula.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie es bei der Verwendung von semipermanentem Nagellack zu einer Hyperästhesie kommen kann. Reagiert jemand beispielsweise auf das verwendete Methylmethacrylat mit einer allergischen Kontaktdermatitis, kann der Nervenschaden direkt durch die Substanz entstehen.
Es ist aber auch möglich, dass die peripheren Nerven rein mechanisch über eine zu aggressive Maniküre geschädigt werden. Auf Letztere als Ursache der Missempfindungen bei den fünf Frauen deuteten ihre Berichte über das Trauma sowie die stark geweiteten Kapillaren mit sichtbaren, an der Oberfläche liegenden Glomuskörperchen in der Onychoskopie hin.
Die italienischen Kollegen schlagen vor, Schmerzempfindungen nach einem mechanischen Trauma analog zu anderen Schmerzzuständen („dynie“) als Onychodynie zu bezeichnen. Um die Auswirkungen der Nutzung semipermanenter Lacke besser zu verstehen, empfehlen sie, eine solche Onychodynie stärker in den Fokus von Untersuchungen zu rücken.
Quelle: Starace M et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; DOI: 10.1111/jdv.18286