Asthma bronchiale Wie man Eosinophilen wirksam zu Leibe rücken kann

Medizin und Markt Autor: Ludger Riem

Bei Asthmatikern mit ausgeprägter Eosinophilie kann die Reduktion dieser Zellen zu einer relevanten symp­tomatischen Besserung führen. Eine Totaldepletion der Eosinophilen ergibt bei diesem Bemühen keinen klinischen Vorteil, berichtete der Rostocker Pneumologe Prof. Dr. J. Christian Virchow.

Weil die pathogene Präsenz eosinophiler Granulozyten ein wesensmäßiger Bestandteil einer Asthmaerkrankung ist, hält Virchow die Rede von einem „eosinophilen Asthma“ genau betrachtet für eine „sprachliche Schlampigkeit“. Übersteigt die Eosinophilenzahl bei Patienten, die mit konventionellen Medikamenten auf der Basis dosismäßig ausgereizter inhalativer Steroide (ICS) in Kombination mit Bronchodilatatoren keine befriedigende Asthmakontrolle erfahren, einen kritischen Wert, kommt eine gegen Interleukin-5 gerichtete Therapie mit entsprechenden Biologika in Betracht.

Mit Mepolizumab (Nucala®), einem gegen Interleukin-5 (IL-5) gerichteten monoklonalen Antikörper, gelingt dies anders als mit einem IL-5-Rezeptorblocker (Benralizumab) ohne Total­depletion der eosinophilen Granulozyten. IL-5 ist ein Zytokin, welches die Entwicklung, Aktivierung und Differenzierung dieser asthmatischen Entzündungszellen nachhaltig beeinflusst. Beide Strategien erweisen sich nach den Worten Virchows als gleichermaßen erfolgreich und nach derzeitigem Kenntnisstand auch als vergleichbar verträglich. Weil es sich bei den Eosinophilen um multifunktionelle Zellen der angeborenen Immunantwort mit verschiedenen homöostatischen Funktionen handelt, gilt es, potentielle Langzeiteffekte einer vollständigen Depletion im Auge zu behalten.


Dr. med. Ludger Riem

Webinar: „Freund oder Feind? Diverse Funktionen von Eosinophilen beim Asthma“, GSK, Juli 2020

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; n/a (14) Seite 63
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.