Die Wechseljahre erträglich machen Wie man Frauen in der Phase der Hormonumstellung helfen kann

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Etwa 30–50 % aller Frauen in den Wechseljahren sind von vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen betroffen. (Agenturfoto) Etwa 30–50 % aller Frauen in den Wechseljahren sind von vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen betroffen. (Agenturfoto) © SHOTPRIME STUDIO - stock.adobe.com

Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen: Ab Mitte 40 setzen bei den meisten Frauen die ersten Symptome der Wechseljahre ein. Hat man die perimenopausalen Beschwerden erst einmal als solche identifiziert, lässt sich effektiv helfen.

Etwa 30–50 % aller Frauen in den Wechseljahren sind von vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen betroffen. Vor allem in jüngerer Zeit hat das Thema auch hierzulande verstärkt Aufmerksamkeit erregt, unter anderem durch populärwissenschaftliche Bücher oder über diverse Social-Media-Foren. Verschiedene Initiativen und Projekte in Deutschland arbeiten dafür, eine entsprechende Awareness auch bei Arbeitgebern zu schaffen.

Vasomotorische Symptomekündigen sich frühzeitig an

Einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand und den derzeit verfügbaren Therapieoptionen bei Wechseljahresbeschwerden geben Dr. Katharina- Tropschuh und Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss, beide von der Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum der Technischen Universität München. Sie weisen darauf hin, dass vasomotorische Symptome bereits Jahre vor der Menopause auftreten und mitunter über zehn Jahre persistieren können.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich das geniturinäre Syndrom (früher: vulvovaginale Atrophie) erst bei einem mehr als drei Monate bestehenden Östrogenmangel während der späten Perimenopause oder Postmenopause. Bis zu 70 % aller postmenopausalen Frauen leiden darunter. Das Störungsbild geht mit Veränderungen des vaginalen Mikrobioms und der Atrophie des Vaginalepithels einher und zeigt sich unter anderem durch:

  • vaginale Trockenheit, Brennen und Juckreiz
  • Dysurie und Kontaktblutungen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Therapeutisch haben sich vaginale Östriolpräparate gegenüber Gleitmitteln und Feuchtigkeitscremes als überlegen erwiesen. Darüber hinaus kann der selektive Östrogenrezeptor modulator Ospemifen eingesetzt werden. In Deutschland wurde das Medikament jedoch vom Markt genommen und muss als Einzelimport bezogen werden.
Neben den typischen Wechseljahresbeschwerden stehen auch weniger eindeutige Symptome mit der Peri- und Postmenopause in Verbindung:

  • Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen
  • Brustspannen
  • Palpitationen und Panikattacken
  • Gelenkschmerzen
  • Schwindel, Kopfschmerzen, kognitive Aussetzer

Störungen der Schilddrüse gilt es auszuschließen

Zu beachten ist, dass postmenopausale Frauen, unter anderem aufgrund des Östrogenmangels, einem erhöhten Hypertonierisiko unterliegen. Der potenziell schützende Effekt einer Hormontherapie konnte bislang nicht belegt werden. Größeren Einfluss als der Östrogenmangel scheinen allerdings Faktoren wie Stress und Altern zu haben. Wichtige Differenzialdiagnosen bei perimenopausalen Beschwerden sind Funktionsstörungen der Schilddrüse oder Nebenschilddrüsen, die unter anderem als Ursache von Hitzewallungen in Betracht kommen.

Zur Linderung vasomotorischer Symptome stehen neben verschiedenen Arzneimitteln Optionen wie kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion und Atemübungen zur Verfügung. Auch frei verkäufliche Präparate auf Basis von Ginseng, Johanniskraut oder der Traubensilberkerze werden verwendet.

Ob eine menopausale Hormontherapie infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Insgesamt dürfte der Hormonersatz für gesunde Frauen, die unter Wechseljahresbeschwerden leiden, eine geeignete und sichere Behandlungsoption darstellen, sofern er vor dem 60.Lebensjahr oder innerhalb von zehn Jahren nach Einsetzen der Menopause begonnen wird, schreiben Dr. Tropschuh und Prof. Seifert-Klauss.

In folgenden Situationen sollte man allerdings lieber zu einer nicht-hormonellen Behandlung raten: 

  • Brustkrebs in der Anamnese oder erhöhtes Brustkrebsrisiko
  • erhöhtes Risiko für KHK, venöse Thrombo­embolien, Schlaganfall
  • Kontraindikationen für eine Hormonersatztherapie
  • nicht-akzeptable Nebenwirkungen unter menopausaler Hormon­ersatztherapie

Seit Kurzem haben die Neurokinin-3-Rezeptorantagonisten die Therapiemöglichkeiten beim vasomotorischen Syndrom postmenopausaler Frauen erweitert. Derzeit ist Fezolinetant der einzige Vertreter dieser Substanzklasse, der in Deutschland für diese Indikation zugelassen ist.

Quelle: Tropschuh K, Seifert-Klauss V. Dtsch Med Wochenschr 2024; 149: 1317-1323; doi: 10.1055/a-2165-5935