Wiederverwendung von Schrittmachern ist mit geringem Infektionsrisiko verbunden
Seit Jahrzehnten werden benutzte, funktionstüchtige Schrittmacher und ICD* im Rahmen von Hilfsprogrammen in ärmere Länder geschickt, um die Patienten dort mit resterilisierten Geräten zu versorgen. Technisch stellt das Recycling kein Problem dar: Heutzutage können mehr als die Hälfte der postmortal explantierten Devices normal weiterarbeiten und halten durchschnittlich sieben Jahre, schreiben Thomas F. Khairy vom Montreal Heart Institute und Kollegen.
Laut Umfragen zeigen sich Ärzte wie Betroffene offen für die Wiederverwendung von Schrittmachern und ICD, äußern aber auch Bedenken bezüglich des Infektionsrisikos. Die Evidenz dazu beruhte bislang auf kleineren Studien, die vorwiegend an nur einer Klinik durchgeführt worden waren. Das kanadische Team schaute sich nun in einer großen Observationsstudie die Inzidenzen deviceassoziierter Infektionen unter verschiedenen Bedingungen an. Genutzt wurden die Daten eines multinationalen Hilfsprogramms, das bereits seit 1983 läuft. Seit 2003 gibt es ein prospektives Register, um die Outcomes genauer zu verfolgen.
In Mexiko, Guatemala, Honduras und der Dominikanischen Republik erhielten insgesamt 1051 Patienten ein recyceltes Gerät aus Kanada. Im zweijährigen Follow-up kam es bei 21 Behandelten (2 %) zu einer Entzündung, deviceassoziierte Todesfälle traten nicht auf. Um einen Vergleichswert zu haben, bildeten die Forscher eine Kontrollgruppe aus 3153 gematchten Patienten, denen in Kanada ein neuer Schrittmacher oder Defi implantiert worden war. Dabei berücksichtigten sie Alter, Geschlecht, Device-Typ, Zahl der Elektroden sowie das Jahr der Implantation. In dieser Gruppe entwickelten 38 Personen bzw. 1,2 % eine Infektion.
Statistisch unterschieden sich die Inzidenzen letztlich nicht. Da das Konfidenzintervall der Hazard Ratio mit 0,97–2,83 jedoch an der Grenze der Signifikanz kratzt, könnte die Differenz in einer größeren Studienkohorte durchaus signifikant werden, räumen die Autoren ein. Andererseits würden die Infektionsraten bei den resterilisierten Devices vielleicht niedriger ausfallen, wenn die klinischen Gegebenheiten während der Implantation mit den kanadischen vergleichbar wären. So oder so fand sich eine „beruhigend geringe Häufigkeit“ der Komplikation.
* implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
Quelle: Khairy TF et al. N Engl J Med 2020; 382: 1823-1831; DOI: 10.1056/NEJMoa1813876