eGK in der Praxis testen und wie ein kleines Krankenhaus verdienen
Im Oktober dieses Jahres startet der Feldversuch für die Erprobung der Online-Prüfung und -Aktualisierung der Versichertenstammdaten.
Etwa zehn Monate später beginnt das Testen der qualifizierten elektronischen Signatur (QES), mit der digitale Dokumente wie Arztbriefe rechtssicher unterschrieben werden können, um sie dann über die Telematikinfrastruktur zu versenden.
Diesen Zeitplan hat bei der Vertreterversammlung der KV Rheinland-Pfalz Vorstandsmitglied Dr. Klaus Sackenheim vorgestellt.
Der Feldversuch läuft in zwei Regionen mit jeweils mindestens 500 Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten sowie fünf Krankenhäusern.
Für die Testregion Nordwest (Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) hat die Bietergemeinschaft CompuGroup Medical, Booz & Company und KoCo Connector den Zuschlag bei der Ausschreibung der Gematik erhalten, für die Testregion Südost, d.h. Sachsen und Bayern, T-Systems (Deutsche Telekom).
Lukrative Aufwandsentschädigung könnte Kritik übertrumpfen
Obwohl bislang zum Online-Versichertenstammdatenmangement (VSDM) vonseiten der Ärzteschaft vor allem kritische Stimmen zu hören waren, vermutet Dr. Sackenheim, dass viele Ärzte Interesse an dem Feldversuch zeigen werden. Denn die Aufwandsentschädigung ist „recht lukrativ“, findet der Neurologe und Psychiater.
Nach seinen Angaben wird einer Einzelpraxis, die an der eGK-Erprobung teilnimmt, für die Vorbereitung (Installation, Schulung, Unterstützung bei der Evaluation etc.) ein Einmalbetrag von 5000 Euro gezahlt.
Pro Monat kommt eine Pauschale für die Erprobung von VSDM und QES von 650 Euro hinzu. Macht auf ein Jahr umgerechnet über 12 000 Euro, so Dr. Sackenheim.
Ab sieben Ärzte in BAG: 32 000 Euro Honorar pro Jahr für die Teilnahme
Eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) von zwei bis drei Ärzten darf mit einmalig 7500 und monatlich 975 Euro rechnen. Eine Vierer- bis Sechser-BAG mit einmalig 10 000 und 1300 Euro pro Monat, eine BAG ab sieben Kollegen mit 12 500 bzw. 1625 Euro (was schon ungefähr den Beträgen entspricht, die ein kleines Krankenhaus erhält).
Dabei geht es insgesamt um weitaus größere Volumina. Die Koblenzer CompuGroup Medical AG, der Marktführer für Arztpraxissoftware, bezifferte in einer Präsentation für Wertpapieranalysten allein den Wert ihres Anteils am Konsortiumsvertrag mit 14,5 bis 22 Millionen Euro.
Die KV, so betonte Dr. Sackenheim, wird bei dem ganzen Vorhaben nur "ins Benehmen gesetzt", also informiert. Erst mit der 2016 abgeschlossenen Evaluation werde sich zeigen, ob es wirklich zum Rollout der neuen eGK-Anwendungen kommt.
Der Arzt erinnerte an den Flop mit der Erprobung des elektronischen Rezepts.