Maximilian G. Broglie Freunde sprechen von einem Abschied des „Maximus“
Abgesehen von seiner Lehre als Maschinenschlosser, die er als Opelaner noch vor dem Abitur absolvierte, ist das berufliche Leben des Rechtsanwaltes Maximilian G. Broglie schon immer mit dem Fachbereich der Inneren Medizin verknüpft. Sein Vater sei Internist gewesen, erklärt er dazu mit einem kleinen Schalk in der Stimme, sein Bruder Radiologe – um eine Chance angesichts dieser Kompetenzen zu haben, sei ihm eben nur geblieben, einen der Besserwisser-Berufe Lehrer oder Jurist zu ergreifen.
Von 1980 bis 2004 führte Max Broglie die Geschäfte des Berufsverbandes Deutscher Internisten BDI, von 2003 bis heute die der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der DGIM. Nach seinem Ausscheiden wird er die DGIM weitere drei Jahre in beratender Funktion begleiten.
Sucht man nach Meilensteinen in seiner Karriere, muss man sich zwischen etlichen entscheiden. Nicht zufällig wird in den Reden anlässlich seiner Verabschiedung im Kurhaus Wiesbaden auf den Hintergrund seines Namens Maximilian angespielt: „der Größte“.
Rechtsanwalt Broglie selbst freut sich am meisten darüber, dass er 2003 die DGIM kurz vor ihrem wahrscheinlichen Dahinscheiden gerade noch retten konnte und sie dann zur größten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft in Europa hat werden lassen. Weitere Stichworte, die ihm zum Thema Meilensteine einfallen, sind der Ärzte-Codex, die Kampagne Choosing Wiseley, der neue Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, der neue Lehrstuhl für digitale Medizin und überhaupt das frühe und entschiedene Engagement in Richtung Digitalisierung.
In Zukunft wird eine Doppelspitze die Geschäfte des Verbandes führen. Sie setzt sich zusammen aus der langjährigen stellvertretenden Geschäftsführerin Dipl.-Kffr. Ourania Menelaou (siehe unten stehendes Interview) und dem früheren Wiesbadener Bürgermeister Dr. Oliver Franz. Und Medical Tribune wünscht Maximilian Broglie für seinen neuen Lebensabschnitt derweil das Allerbeste!
„Ich habe immer gern die Leute miteinander verbunden“
Lieber Max Broglie, was war während Ihrer Zeit als DGIM-Geschäftsführer die für Sie wichtigste Entwicklung, zu der Sie beitragen konnten?
Eigentlich sollte ich ja nur mal nach dem Rechten schauen bei der DGIM. Das war 2003 und ich dachte, es wäre eine Sache von zwei Tagen. Um dann festzustellen, dass die DGIM insolvent war! Man hat mich dann gefragt: Können wir Sie uns überhaupt als Geschäftsführer leisten? Ich habe geantwortet: eigentlich nicht. Aber in der ersten Zeit will ich dafür gar nichts haben. Die Insolvenz konnten wir abwenden, weil ich dank meiner Kontakte eine große Verlagsrechnung auf das darauffolgende Jahr schieben konnte. Dann haben wir intensiv Mitgliederwerbung betrieben. Und wir haben den Kongress, der bis dato ein Minus von 80.000 DM erwirtschaftet hatte, über bessere Vermarktung der Industrieausstellung und mehr Teilnehmer in Schwung gebracht. Heute hat die DGIM 30.000 Mitglieder. Frau Menelaou, die jetzt zusammen mit Dr. Franz meine Nachfolgerin wird, war übrigens quasi von Anfang an mit dabei!
Sie sind der dienstälteste Mitarbeiter der Medical Tribune – wie fing diese innige Beziehung zwischen dem Verlag und Ihnen an?
Ihr damaliger Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hartman, ein Freund von mir, hatte mich 1980 angesprochen, ob ich juristische Beiträge für die Medical Tribune schreiben könnte. So bin ich bei Ihnen ins Impressum gekommen. Wir hatten mal eine Schlagzeile, die hieß „Broglie fordert Dispensierrecht für Ärzte“.Die Apotheker hatten damals angefangen, Laborleistungen zu erbringen und die Ärzte empfanden das als Affront. Meine Forderung war dann mehr eine Provokation – aber es kam eine Diskussion zustande.
1987 gab es dann einen neuen EBM, und wir dachten, es sei an der Zeit, eine arztfreundliche Kommentierung herauszubringen.
Das Besondere an diesem Gebührenhandbuch waren bzw. sind die Erläuterungen über Piktogramme, also zum Beispiel Verkehrszeichen oder Zeitprofile. Das gab es damals noch nicht. Aber ich hätte nie geglaubt, dass wir mal 26 Auflagen haben werden und dass es 2023 immer noch dieses 1987 zum ersten Mal erschienene Gebührenhandbuch geben würde.
Nach der Wiedervereinigung bin ich dann zusammen mit dem Medical-Tribune-Geschäftsführer Dr. Hartmann und anderen in zwei VW-Bussen durch die neuen Bundesländer getingelt und habe dort Landesverbände gegründet, während Dr. Hartmann für die Medical Tribune geworben hat. Übernachtet haben wir in den Campingbussen, Stasi-Wohnheimen oder privat.
Sie haben es eben schon gesagt, Sie sind Mitherausgeber des Gebührenhandbuches von Medical Tribune – was ist ihre Lieblingsgebührenabrechnungsposition?
Ja, tragischerweise sind die GOP, die mir als erstes dazu einfallen, durch die Coronapandemie entstanden. Ich meine nämlich die Ziffern, die die Abrechnung telemedizinischer Leistungen möglich gemacht haben. Dadurch ist endlich Bewegung in die Digitalisierung gekommen – ein wichtiger Schritt, um die ärztliche Versorgung in die Zukunft zu bringen.
Eine Ihrer Superkräfte ist das Netzwerken und das Zusammenbringen von Menschen. Was würde passieren, wenn Sie Ihr Mobiltelefon mit all Ihren Kontakten verlieren würden?
Da bin ich ganz entspannt: Ich habe natürlich meine ganzen Daten in der Cloud. Aber das Netzwerken ist in der Tat eine meiner Stärken. Ich habe das immer gerne gemacht, einfach die Leute zu verbinden. Ich habe ein Gefühl dafür, was zusammenpassen könnte, auch wenn ich selbst dabei kein wirtschaftliches Interesse habe. Und es hat sich dann doch immer wieder ausgezahlt, weil mir dann jemand mal weitergeholfen hat.
Dann bleibt mir nur noch die eine Frage, die ich schon immer mal stellen wollte – von Kfz-Mechanikerin zu Mechaniker: Vermissen Sie auch noch manchmal den Geruch von Öl und Benzin?
Ja! Ich liebe Autos und PS – auch wenn das nicht mehr zeitgemäß ist. Und solange ich noch in meinen Aston Martin rein- und rauskomme, werde ich mir diesen Spaß gönnen.
Interview: Anouschka Wasner