Glosse GOP 01711: Weihnachtssyndrom

Aus der Redaktion Autor: Tim Förderer

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Vielerorts ist Weihnachten ja schon seit Ende August, weil dann die ersten Discounter auf Impulskäufe von Spekulatius spekulieren. In Hausarztpraxen macht sich das Fest der Liebe erst etwas später bemerkbar. 

Wie genau, weiß ChatGPT: Die Weihnachtszeit sei mit einer erhöhten Herzinfarktrate verbunden. Ob das wohl am Geschenkestress liegt oder eher an der heranrollenden Verwandtschaft? Auch das Risiko für Erkältungen und Grippe steige zur Weihnachtszeit. Da fällt der Verdacht natürlich auf die Ansteckungsgefahr in überfüllten Kaufhäusern.

Pünktlich zum Fest gerät laut KI die psychische Gesundheit in Gefahr. Auslöser könnte ebenfalls die Verwandtschaft sein, vielleicht auch der Garzustand der Weihnachtsgans. Hinzu kommen dem Chatbot zufolge gastroenterologische Symptome. Die Verantwortlichen dürften das Über(fr)essen und der erhöhte Alkoholkonsum sein.

Denkt man an den Weihnachtsstern, der traditionell die Spitze des Baumes schmückt, verwundert das steigende Verletzungsrisiko nicht, das ChatGPT prophezeit. Hoffentlich kommt es nicht zum Fall der Hausherrin oder des Hausherren ... Noch ein weiteres Gesundheitsrisiko scheint vom Baum auszugehen: Sowohl natürliche als auch künstliche Nadelträger können Allergien auslösen bzw. Asthma begünstigen. Last, but not least prognostiziert die allwissende Wortkanone noch einen Vitamin-D-Mangel. Woher weiß sie bloß, dass wir an den Festtagen eher durch Weihnachtsstollen wandern als in der freien Natur?

Zusammengenommen ist Weihnachten anscheinend ein gefährliches und ungesundes Fest. Sollten sich Patientinnen oder Patienten also vorsorglich einen Untersuchungstermin sichern, z. B. für den 24. oder 25.  Dezember? Diagnose: Weihnachtssyndrom, abrechenbar vielleicht unter GOP 01711 zum Neugeborenenscreening (126 Punkte, 15,04 €). Schließlich feiern wir am 24. Dezember ja eigentlich einen Geburtstag. In diesem Sinne: Happy Birthday und ein gesundes Fest!

Tim Förderer
Redakteur Medizin