KBV-Honorarbericht Hausärzte gehören zu den Gewinnern
Der durchschnittliche Honorarumsatz je Arzt erhöhte sich dem Bericht zufolge im Jahr 2013 gegenüber 2012 um 4 269 Euro auf 205 357 Euro. Dies bedeutet eine Steigerung von 2,1 %. In Anbetracht einer Inflationsrate im Jahr 2013 von 1,5 % entspricht das einem realen Zuwachs von 0,6 %. Für den Honorarumsatz je Behandlungsfall stellt sich eine Steigerung um 0,66 Euro auf durchschnittlich 60,56 Euro im Quartal dar (+1,1 %).
Bei den Hausärzten und hausärztlichen Internisten zeigt sich ein noch etwas positiveres Bild. Hier stieg der Honorarumsatz im Bundesdurchschnitt um 4,1 % von 192 669 auf 200 494 Euro und der Honorarumsatz je Behandlungsfall um 0,76 Euro auf 58,82 Euro (+1,3 %). Im Vergleich dazu legten die Fachärzte hier nur um durchschnittlich 1,3 % zu (Tabelle 36 aus Honorarbericht).
Besonders hohe Steigerungsraten weisen Thüringen mit einem Plus von 10,4 % und Rheinland-Pfalz mit +6,7 % auf. In absoluten Zahlen nahmen die ostdeutschen Bundesländer mit Honorarumsätzen von deutlich über 230 000 Euro die Spitzenplätze ein.
Neuer Hausarzt-EBM zeigt Wirkung
Ausgezahlt hat sich für die Hausärzte vor allem der im Oktober 2013 eingeführte überarbeitete EBM. Dies wird aus den von der KBV für das 4. Quartal 2013 getrennt vorgelegten Daten ersichtlich. Denn hier ist der Honorarumsatz der Allgemeinärzte und hausärztlichen Internisten im Bundesdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar um 5,2 % angewachsen auf nunmehr 50 932 Euro. Auch hier liegt Thüringen mit einem Plus von 14,1 % (67 434 Euro) an der Spitze. Mehr als 5 % überdurchschnittliche Zuwächse weisen auch die KV-Bezirke Bremen, Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg und Sachsen auf. Der Honorarumsatz je Behandlungsfall stieg durchschnittlich um 3,8 % auf 60,25 Euro (Thüringen +11,5 %).
Verantwortlich für den Honoraranstieg ist in erster Linie die Aufnahme von neuen Leistungen für die hausärztliche geriatrische Betreuung, die palliativmedizinische sowie die sozialpädiatrische Versorgung. Denn hierfür wurden zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt (Tabelle 1, Abb. 1).
Bei den relativ niedrigen absoluten Werten beim Honorarumsatz in Bayern und Baden-Württemberg muss man allerdings beachten, dass diese Zahlen durch die Bereinigung in den Hausarztverträgen verzerrt werden. So wurden im 4. Quartal 2013 in Baden-Württemberg 73,4 Mio. Euro für die selektivvertragliche Versorgung bereinigt und in Bayern 66,6 Mio. Euro. In den anderen KV-Bezirken spielte die Bereinigung aufgrund von Selektivverträgen im Jahr 2013 nur eine eher untergeordnete Rolle.
Dies wird sich in den nächsten Jahren sicherlich ändern aufgrund einer Vielzahl neuer Vertragsabschlüsse.
Beim Einkommen im Mittelfeld
Interessant ist sicherlich auch ein Blick auf das, was letztlich beim Arzt hängen bleibt, also auf den Überschuss bzw. das Nettoeinkommen, das sich aus dem Honorarumsatz abzüglich der Betriebsausgaben ergibt. Im Durchschnitt aller Vertragsärzte ist dieser Überschuss im 4. Quartal 2013 um 4 % gestiegen. Auch hier schneiden die Hausärzte und hausärztlichen Internisten mit einem Plus von 5,2 % etwas besser ab. Die höchsten Zuwächse verzeichnen jedoch Neurologen (+18,2 %), Psychiater (+16,1 %), Nervenärzte und HNO-Ärzte (beide mit +10,2 %).
In absoluten Zahlen stehen allerdings die Hämatologen und Onkologen mit einem Überschuss je Arzt in Höhe von 46 553 Euro auf Platz 1. Die Hausärzte landen hier mit einem Nettoeinkommen von 27 296 Euro nur im Mittelfeld, noch knapp hinter den Pädiatern (27 901 Euro). Weit abgeschlagen liegen die Psychotherapeuten mit gerade einmal 13 078 Euro am Ende der Nahrungskette (Tabelle 2).
Mehr Geld, aber auch mehr Behandlungsfälle
Die KBV begrüßt die allgemeinen Honorarzuwächse, moniert aber, dass darüber nicht vergessen werden dürfe, dass Ärzte und Psychotherapeuten jede zehnte Leistung weiterhin ohne Vergütung erbringen. Zudem müssten die Niedergelassenen auch ihre steigenden Praxiskosten decken. Das wichtigste Ziel der KBV blieben daher feste Preise.
Außerdem dürfe man sich von den gestiegenen Honoraren nicht blenden lassen, betont auch KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann. Denn auch die Behandlungsfallzahlen seien deutlich gestiegen – in Relation zu den Arztzahlen sogar überproportional. So ist die Zahl der Hausärzte im Jahr 2013 zwar um 0,4 % gestiegen, die Zahl der Behandlungsfälle aber um 2,4 %. Dies spiegele den fortschreitenden Arztmangel wider, so Feldmann.
Honorar ist nicht gleich Einkommen
Der Honorarumsatz wird häufig mit dem Einkommen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten verwechselt. Das Honorar ist der Umsatz, nicht das Einkommen.
Das Nettoeinkommen, also das Geld, das der Arzt/Psychotherapeut für seine Arbeit bekommt, beträgt durchschnittlich nur 23,5 % des Honorarumsatzes. Aus den anderen 76,5% des Honorarumsatzes finanziert er
- Praxiskosten, zum Beispiel für Personal, Miete, Energie und Versicherungen, medizinische Geräte. Diese Betriebsausgaben sind je nach Fachgruppe unterschiedlich hoch. Sie betragen im Durchschnitt über alle Gruppen 51,6 % des Honorarumsatzes.
- Steuerzahlungen (14,9 %)
- berufsständische Altersversorgung (7,1 %)
- Aufwendungen für Kranken- und Pflegeversicherungen (2,8 %)
Autor:
Dr. Ingolf Dürr
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (10) Seite 30-34
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.