Hausärzteverband will Spaltung von Haus-/Fachärzten in KVen
Umfassende Neuregelungen der Weiterbildung sollen außerdem das Nachwuchsproblem lösen und den Marburger Bund aus der ambulanten Versorgung raushalten.
Der Rückhalt in der Bundesregierung, wie er sich in den Erleichterungen für die hausarztzentrierte Versorgung dokumentiert habe, sei nach Auffassung des DHÄV-Vorsitzenden Ulrich Weigeldt "dem Versagen des etablierten KV-Systems und vieler Krankenkassen" geschuldet.
Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung gelinge immer weniger. Ursache: Nach wie vor sei die KV-Welt auf die fachärztliche Versorgung fokussiert.
Als Indiz für dieses "veritable Strukturproblem" führte Weigelft die aktuelle Wartezeitendiskussion an. Dabei sei die Lösung einfach: "Gute hausärztliche Primärversorgung in Kombination mit einer guten fachärztlichen Versorgung."
Der DHÄV habe dafür auch gleich die passenden Verträge entwickelt. In Kürze würden erste Vertragsabschlüsse veröffentlicht.
Von der KBV kommt nur kalter Kaffee
Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dagegen falle nichts Neues ein. Sie wärme nur alte Ideen auf und sehe in den Selektivverträgen das Versuchslabor für den Kollektivvertrag.
Angesichts der Investitionen, die der Aufbau der HzV und der damit verbundenen Verträge erfordere, werde sich der DHÄV zukünftig stärker gegen "Ideenklau und freche Plagiate" schützen, so Weigeldt.
Das KV-System versuche den Hausärzteverband und seine Vertreter auszugrenzen. Weigeldt berichtete von Bestrebungen der KVen Hamburg und Schleswig-Holstein, ihn selbst von den Vorbesprechungen zur KBV-Vertreterversammlung auszuschließen, da der DHÄV sich dort über die strategischen Überlegungen der KBV informieren könne.
Hausärzteverband fordert Sektionierung des KV-Systems
Dagegen setzte Weigeldt die Forderung nach der Sektionierung des KV-Systems. Das stehe im Koalitionsvertrag und solle in der für diese Legislaturperiode vorgesehenen Gesetzgebung behandelt werden.
Weigeldt kündigte auch an, sich mehr um die Honorarverteilung in den KVen zu kümmern. Immer wieder werde die Honorartrennung zu Ungunsten der Hausärzte angepasst oder durch Vorwegabzüge unterlaufen. Zusammen mit den Versuchen der KVen, durch diverse HVM-Regelungen den EBM zu korrigieren, führe das ins Chaos.
Beim EBM konstatierte Weigelt "Wahrnehmungsstörungen" der KBV. Mehr Bürokratie, komplizierte Abrechnung ohne bessere Vergütung höre er von den Kollegen, vor allem von den großen Versorgerpraxen.
Beim Thema hausärztlicher Nachwuchs sei die Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin das dringendste Problem, so Weigeldt. Vor allem weil die Förderung je nach KV eine unsichere Angelegenheit sei.
Ein letztes Beispiel habe unlängst die KV Nordrhein geliefert, als sie feststellte, dass das Fördergeld nun verbraucht sei und man keine weiteren Stellen fördern könne, berichtete Weigeldt.
Fördergelder für Weiterbildung: Zentrale Zahlstelle einrichten
Deshalb fordert der DHÄV eine zentrale Zahlstelle, in die die Kassen und KVen ihren Förderbetrag einzahlen sollen. Das Fördergeld müsse über die gesamte Weiterbildungszeit gesichert sein – auf dem Niveau von Assistenten im Krankenhaus.
Doch die Hausärzte wollen selbst etwas für die Qualität der Weiterbildung tun. Die Delegierten-Versammlung verabschiedete einen Kodex, der die Arbeitsbedingungen von Ärzten in der Weiterbildung regelt, u.a. die Höhe der Bezahlung oder die Anzahl von Fortbildungstagen.
Der Marburger Bund wolle die Weiterbildung als Einfallstor nutzen, um Tarifverträge für angestellte Ärzte auch in der ambulanten Versorgung zu etablieren, warnte Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des DHÄV. Der Hinweis Weigeldts, dass es darauf ankäme, dem MB "die Luft aus den Reifen zu nehmen", führte zur einstimmigen Verabschiedung des Kodex.