Online-Glücksspiel Länder wollen Regulierung sicherstellen
Als er im Spielcasino 5.000 bis 10.000 Euro pro Abend gewann, war für Stefan S. die Welt in Ordnung. Doch dann verlor er häufiger. Er stieg dennoch nicht aus dem Glücksspiel aus, denn Glückssträhnen zwischen den Verlusten verleiteten ihn zum Bleiben. Als ihn das Casino schließlich sperrte, verlegte sich Stefan S. aufs Onlinespiel. Insgesamt verzockte er 150.000 Euro, vorwiegend bei Online-Anbietern.
Erkennbare Risikogruppen beim Glücksspiel
Das ist ein Fall aus Österreich, beschrieben von der dortigen Diakonie. Aber es hätte auch ein Fall aus Deutschland sein können. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informierte beim jüngsten „Aktionstag Glücksspielsucht“ darüber, dass hierzulande rund 430.000 Menschen von einem problematischen Glücksspielverhalten oder einer Glücksspielsucht betroffen sind. Junge Männer bis 25 Jahre sowie mit Migrationshintergrund oder einem eher niedrigen Einkommen gehören zu den Risikogruppen.
Eine Studie der Universität Bristol zeigt, dass Männer und Frauen, die sich mindestens einmal pro Woche betrinken, eher dazu neigen, regelmäßig Glücksspiele zu spielen. Die Zahl von Ratsuchenden mit einem glücksspielsuchtbezogenen Problem ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, so die Bilanz der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen. Rund 89 % der Klienten seien männlich und durchschnittlich 34 Jahre alt.
Durch Pandemie und Lockdown hat das Onlinespiel zugenommen. Das belegen diverse Untersuchungen, u.a. der DAK. Wie viele Menschen das verlockende Onlinegaming in die Spielsucht geführt hat bzw. führt, weiß man allerdings nicht. Professor Dr. Bert te Wildt, Suchtforscher und Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen, zeigte sich gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ jedoch überzeugt, dass es nun mehr Menschen sein werden – und dass jene stärker betroffen sind, die ihr Verlangen vielleicht schon einmal im Griff hatten. Zum Anfang der Pandemie sei die Zahl der Internet- und Computersüchtigen in seiner Klinik noch gering gewesen, seit Ende vergangenen Jahres gingen jedoch wieder mehr Anträge von Betroffenen ein.
Häufiges Spiel, das die Lebensführung beherrscht
Einrichten eines umfassenden Spielersperrsystems
Der GlüStV 2021 gilt ebenso für stationäre Angebote wie Spielhallen, Spielbanken und Wettvermittlungsstellen. Er formuliert für alle Spielformen Rahmenregelungen, nach denen die Länder „eine systemgerechte, kohärente Regulierung des Glücksspielmarktes sicherzustellen“ haben. Dazu gehört:- Die Anbieterzahl für Lotterien, Spielbanken und Online-Casinospiele wird beschränkt.
- Ein anbieter- und spielformübergreifendes Spielersperrsystem wird eingerichtet.
- Für die Teilnahme am Glücksspiel im Internet ist ein anbieterbezogenes Spielkonto mit offizieller Registrierung erforderlich.
- Es gilt ein anbieterübergreifendes Einzahlungslimit, das vom Spieler im Voraus selbst bestimmt wird und 1.000 Euro pro Monat grundsätzlich nicht übersteigt.
- Parallele Spiele im Internet werden mittels Datei zur Verhinderung parallelen Spiels („Aktivitätsdatei“) verhindert.
- Veranstalter sind verpflichtet, ein automatisiertes System zur Früherkennung von glücksspielsuchtgefährdeten Spielern einzusetzen.
- Veranstalter müssen Spieldaten auf einem Safe-Server pseudonymisiert und unveränderlich ablegen und Aufsichtsbehörden ggf. zur Verfügung stellen.
Medical-Tribune-Bericht