Neues Homöopathie-Studium nur Etikettenschwindel?
Stolz vermeldete Ende 2013 die „Bayerische Staatszeitung“, dass ab dem 24. März 2014 an der "Homöo-Akademie des Steinbeis-Transfer-Instituts EUH ... die klassische Homöopathie in Verbindung mit der Schulmedizin auf Hochschulniveau unterrichtet werden soll".
Der Landrat sehe seinen Landkreis bereits auf dem Weg zur Gesundheitsregion, dem Oberbürgermeister liege am Abbau von Vorbehalten in der Schulmedizin gegenüber der Homöopathie.
Bayern unterstützt Projekt mit 500 000 Euro
Man wolle die Homöopathie mit dem Angebot auf ein wissenschaftliches Niveau bringen, zitiert die Zeitung Akademieleiterin Anja Wilhelm. Nach drei Jahren winkt der Abschluss "Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH". Bayern unterstützt das Projekt mit 500 000 Euro.
Die "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften"
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einer"Kontrovers"-Sendung des
Bayerischen Fernsehens am 26. Februar: Da Homöopathie keine anerkannte Wissenschaft sei, könne die Akademie auch keinen "Bachelor of Science" vergeben.
Ziel: Gleichstellung des Humanmedizin-Studiums mit Homöopathie-Studium
Hinter dem Projekt steht die Europäische Union der Homöopathie (EUH), eine in Deutschland ansässige Vereinigung von deutschen und Schweizer Homöopathen. Als Ziel gibt die 2001 gegründete EUH die "politische Anerkennung: Approbation als Homöopath E.H.D. in der EU" an, also die Gleichstellung eines Studiums der Humanmedizin mit dem der Homöopathie.
Wesentliches Anliegen der EUH sind Studiengänge für das Fach Homöopathie sowie die "Schaffung eines neuen Heilberufs, der allein der Homöopathie verpflichtet ist".
Die 2013 gegründete "Homöo-Akademie" in Traunstein nennt sich "Steinbeis-Transfer-Institut EUH" der privaten Steinbeis-Hochschule in Berlin. Für deren Akkreditierung sei das Land Berlin zuständig, erklärt das bayerische Wissenschaftsministerium, auch wenn die Akademie in Bayern aktiv wird. In der zentralen Datenbank der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland ist allerdings kein Eintrag darüber zu finden.
Dreijährige Ausbildung kostet rund 22 000 Euro
Professor Dr. Johann Löhn, Präsident der Steinbeis-Hochschule, teilte MT auf Anfrage mit: "Da sowohl das Akkreditierungsverfahren als auch der organisatorische Aufbau noch nicht abgeschlossen sind, macht eine Diskussion über ob/wann/wie/wo keinen Sinn."
Angeboten wird ein Bachelor-Studiengang mit Fachbereichen und Modulen wie medizinische Propädeutik, homöopathische Grundlagen und Materia Medica. Das dreijährige Studium kostet 7200 Euro pro Jahr.
Auf ihrer Homepage wirbt die Akademie: "Die Leitung des Studiengangs und das hochqualifizierte internationale Dozententeam bestehen aus engagierten homöopathischen Ärzten und Fachärzten verschiedenster Fachbereiche sowie Experten aus anderen Ausbildungsinhalten."
Der akademische Grad des Bachelor, mit dem die Studenten den Studiengang absolvieren, so wird versprochen, eröffne auch Möglichkeiten, die bisher nur Heilberufen mit akademischem Grad vorbehalten seien. Welche das sein sollen, konnte Medical Tribune nicht herausfinden.
Akademieleiterin Wilhelm bestätigte MT: Ein erfolgreicher Studienabschluss bedeutet noch keine Zulassung zum Heilpraktiker-Beruf. Ohne die im Heilpraktikergesetz vorgeschriebene amtsärztliche Prüfung wird niemand Heilpraktiker (siehe Kasten). Und die Bayerische Landesärztekammer erklärt, dass dieses Studium auch nicht für die Zusatzbezeichnung Homöopathie tauge.