Terminservicestelle des Saarlandes: Schneller beim Facharzt

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Mit einer "dringlichen Überweisung" vom Hausarzt gelangen Patienten etwa doppelt so schnell zum Facharzt wie mit einer normalen. Dies ergibt sich aus einer Studie im Saarland.

Dessen Gesundheitsminister will sich deshalb in Berlin bei den Regelungen zur Terminservicestelle für solch regio­nale Instrumente stark machen.

Das Instrument der Dringlichkeits­überweisung ist ein "effektiver Überweisungsbeschleuniger". In dieser Einschätzung waren sich CDU-Gesundheitsminister Andreas Storm, KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann und Studienleiter Professor Dr. Martin Dietrich, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Universität des Saarlandes, bei der Präsentation der Ergebnisse ihres Modellprojekts vergangene Woche einig.

Bei 12 % der Überweisungen aufs Tempo gedrückt

Die freiwillige Möglichkeit der dringlichen Überweisung gibt es schon seit 2010 im Saarland. Ein Hausarzt kann für einen Patienten telefonisch und/oder mit einer Faxvorlage einen rasch benötigten Behandlungstermin beim Facharzt koordinieren. Inwieweit dieses Mittel genutzt wird und etwas taugt, war der KV aber bislang unbekannt.

Nun nahmen im zweiten und dritten Quartal 2014 39 bzw. 84 zufällig ausgewählte Hausarztpraxen an der von Land und KV finanzierten Studie teil.

Gut 4600 Überweisungen wurden betrachtet. Dabei flossen keine Patientendaten. Die Patienten erhielten neben der Überweisung einen Laufzettel, auf dem der Hausarzt die Dringlichkeit (zwei Stufen) und der Facharzt seinen Behandlungstermin vermerkte.

Im Mittel nur sechs Tage bis zum Facharzttermin

Als die wesentlichen Studienresultate stellte Prof. Dietrich vor:


Das Instrument der "dringlichen Überweisung" wurde von den Ärzten gezielt genutzt, nämlich in 11,6 % der Fälle. 88,4 % waren nicht dringliche, normale Überweisungen, bei denen sich die Patienten selbst um den Facharzttermin kümmerten.

Bei normalen Überweisungen kam der Facharztkontakt im Durchschnitt nach 14 Tagen zustande, bei dringlichen Überweisungen dauerte es im Mittel nur sechs Tage.

85 % der normalen Überweisungen führten den Patienten innerhalb von vier Wochen zum Facharzt. Bei den dringlichen Überweisungen schafften es 95,5 % in dieser Frist.

5-Euro-Pauschale blieb ohne Mengeneffekt

Es gab zwar kleine Unterschiede zwischen den Landkreisen und den Facharztgruppen; es zeigte sich aber kein Versorgungsdefizit.

Anders als im zweiten Quartal wurde im dritten Quartal die dringliche Überweisung mit einer Aufwandsentschädigung von 5 Euro honoriert. Das blieb ohne statistisch signifikante Wirkung auf den Anteil der dringlichen Überweisungen. Deshalb hält Dr. Hauptmann eine solche Honorierung für ineffektiv.

Zur Zufriedenheit mit den Überweisungen äußerten sich nur 45 Patienten. Trendenzaussage: Die Überweisungsdauer wird nicht als kritisch wahrgenommen.

Zur Akzeptanz des Instruments bei den Ärzten gibt es bislang wenige Rückmeldungen. Prof. Dietrichs erste Einschätzung lautet, dass die dringliche Überweisung im Sinne der Patientenversorgung positiv gesehen wird. Zur organisatorischen Tauglichkeit im Praxisablauf konnte er noch nichts Definitives sagen.

Termine für Drängler, die keine dringenden Fälle sind

Im Saarland funktioniert die dringliche Überweisung, stellt Landesgesundheitsminister Storm aufgrund der Studienergebnisse fest. Ob sie auch für andere Bundesländer eine Lösung ist, lässt er offen.

 

Ihm ist allerdings daran gelegen, dass das geplante Versorgungsstärkungsgesetz zu den KV-Terminservicestellen Öffnungsklauseln enthält, die dem Erhalt regionaler Strukturen dienen. "Die differenzierte Terminvergabe ist wichtig für Ärzte und Patienten."

Dr. Dirk Jesinghaus, Vorsitzender des Saarländischen Facharztforums, fasst den Vorteil einer qualifizierten, dringlichen Überweisung gegenüber einem Terminvermittlungsservice wie ihn Krankenkassen ihren Versicherten bereits bieten, so zusammen:

Durch die Vermittlung bekommen eher die Drängler als die dringenden Fälle einen Praxistermin zugestanden. Eine Institution dazwischenzuschalten, die ohne Kenntnis der Patienten Behandlungstermine vermittelt, führt zur Ressourcenverschwendung, meint der Internist.

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