Vor- und Nachteile von Gesundheits-Apps

Autor: Antje Thiel, Foto: Thinkstock

Apps nutzen immer mehr Smartphone-Besitzer zur Dokumentation ihrer Fitness, ihrer Ernährung, ihrer Gesundheit. Was passiert aber mit all den Daten?

Häufig ist App-Nutzern nicht bewusst, dass all die Daten über ihren Körperzustand und ihre täglichen Gewohnheiten von Dritten gelesen werden. Andererseits können Apps für Arzt und Patient durchaus sehr nützlich sein.

Dr. Thomas Kleinoeder von der Internetagentur KWHC aus Uelzen empfiehlt, bei Smartphone-Anwendungen grundsätzlich Wachsamkeit zu üben. Denn "72 % der Apps nutzen ein sogenanntes Web-Tracking-Framework", sagte Dr. Kleinoeder.

Er bezieht sich auf eine Erhebung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie. Hierbei werden in Webseiten und Anwendungen kleine Code-Elemente eingebettet, mithilfe derer Daten direkt zu dritten Parteien fließen, den Trackern.

Wer sieht welche Daten – und könnte darauf reagieren?

Er verwies auf beliebte Anwendungen wie z.B. Runtastic, mit der Nutzer ihre Lauf- oder Radsportstrecken dokumentieren und mit einem Klick auf Facebook mit ihren Freunden teilen können.

"Wer hat sonst noch Zugang zu meinen Daten, wenn ich meinen Blutzucker, meinen Blutdruck, meinen Puls oder meine tägliche Schrittzahl in einer App dokumentiere?", fragte Dr. Kleinoeder. "Haben neben mir selbst und meinen Facebook-Freunden vielleicht auch mein Arzt, meine Krankenkasse, Dienstleister und Amazon Zugriff? Soll Amazon mir umgehend Hosen eine Nummer größer zum Kauf anbieten, wenn ich in einer App notiert habe, dass ich zugenommen habe?  Soll meine private Krankenversicherung meine Beiträge erhöhen, weil sie mithilfe von Web-Tracking mitbekommen hat, dass mein Blutzucker nicht gut eingestellt ist?"

Dr. Kleinoeder riet daher dazu, sich dem Wildwuchs miteinander kommunizierender Apps nicht wahllos auszuliefern.

Keine Abrechnungsmöglichkeit im EBM für E-Mails

Nichtsdestotrotz können etliche Anwendungen die Kommunikation zwischen Arzt und Patient erleichtern.  So bieten Diabetes-Apps wie etwa mySugr die Option, Blutzuckerprotokolle mit den dazugehörigen Insulin- und Nahrungsangaben, aber auch Fotos von Mahlzeiten oder Informationen zu Bewegung sowie anderen Besonderheiten als Pdf-Datei direkt an den behandelnden Arzt zu mailen.

Im Plenum stießen Dr. Kleinoe­ders Schilderungen allerdings auf eine gewisse Skepsis. "Wer soll denn nach einem langen Praxistag noch diese Flut an Daten bearbeiten? Und was ist, wenn der Patient mir nachts um drei seine Blutzuckerprotokolle mailt und umgehend eine Antwort erwartet?", fragte ein Zuhörer und erinnerte auch daran, dass derartige Leistungen nicht separat abgerechnet werden können.

Entscheidend ist daher immer der konkrete Mehrwert für die Therapie – ob die hierfür erforderlichen Daten in einem Papiertagebuch vorgelegt werden oder vorab als Pdf-Datei per E-Mail eintreffen, ist dann zweitrangig.