Alkoholintoxikation: Wenn die Party in der Klinik endet...

Dr. Andrea Wülker, Foto: thinkstock

Immer mehr Kinder und Jugendliche betreiben exzessiven Alkoholkonsum, was ist präventiv und therapeutisch zu tun?

Fast 26 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mussten im Jahr 2010 wegen einer Alkoholintoxikation stationär behandelt werden. Wenn Jugendliche möglichst bald nach einem solchen unangenehmen Erlebnis ein kompetentes Beratungsgespräch und/oder eine motivierende Kurzintervention bekommen, sind die Chancen für eine Verhaltensänderung recht gut.

Alkoholvergiftungen nehmen zu!

Obwohl der regelmäßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen ist, hat die Zahl der stationären Behandlungen aufgrund einer Alkoholvergiftung zwischen 2000 und 2009 um 178 % zugenommen, schreiben Diplompsychologin Mara Wurdak und Professor Dr. Jörg Wolstein vom Institut für Psychologie der Universität Bamberg in der Zeitschrift „Der Neurologe und Psychiater“.


Jugendliche greifen zu Alkohol, weil sie Spaß haben möchten, weil sie Langeweile, Stress oder Probleme haben oder weil es die anderen in der Clique auch tun. „Binge-Drinking“ (Konsum von fünf oder mehr alkoholischen Getränken nacheinander) ist weit verbreitet und mehr als ein Drittel der jungen Patienten gibt an, sich absichtlich betrunken zu haben.

Akute Risiken wie Bewusstlosigkeit, Hypoglykämie etc. sind die primären Gefahren

Exzessiver Alkoholkonsum geht mit akuten Risiken einher (Bewusstlosigkeit, Verletzungen, Hypoglykämie, Unfälle, gewalttätiges Verhalten, risikoreiche Sexualkontakte), auf Dauer drohen weitere negative Folgen (z.B. Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und der geistigen Leistungsfähigkeit, Entstehung von chronischen Krankheiten oder Alkoholabhängigkeit, negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen und schulische Leistungen).


Riskanten Alkoholkonsummustern kann man mit Maßnahmen der Verhältnisprävention begegnen. Dazu zählen beispielsweise die Regulierung der Verfügbarkeit von Alkohol und der Preisgestaltung, Einschränkung der Alkoholwerbung und Blutalkoholkontrollen bei Autofahrern.

Riskanter Alkoholkonsum: Präventionsprogramm HaLT hilft!

Eine andere Strategie ist die Verhaltensprävention, die die Einstellung und das Verhalten der Jugendlichen verändern soll. Maßnahmen sind z.B. motivierende Kurzinterventionen in der Akutsituation am Krankenbett, computer- und internetgestützte Präventionsmaßnahmen und Schulung der Eltern. Das Präventionsprogramm HaLT – Hart am Limit – ist für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum konzipiert .


Nach einer Alkoholintoxikation erhalten Kinder und Jugendliche noch in der Klinik eine motivierende Kurzintervention. Später setzen sich die Jugendlichen in der Gruppe mit ihrer Alkoholvergiftung bzw. ihrem riskanten Konsumverhalten auseinander und probieren bei erlebnispädagogischen Aktionen wie Klettern oder Tauchen andere Formen des „Nervenkitzels“ aus.

Alkoholkonsum in der Familie spielt wichtige Rolle!

Elterngespräche sind ebenfalls vorgesehen, denn Eltern sollen ihre eigene Haltung zum Alkoholkonsum überprüfen und lernen, ihrem Kind Grenzen zu setzen. Niedergelassene Kinder- und Jugendärzte sind ebenfalls wichtige Ansprechpartner für betroffene Jugendliche.


Im Rahmen eines Beratungsgesprächs sollten sie abklären, ob ein problematischer Alkoholkonsum, eine alkoholbezogene oder eine komorbide Störung wie z.B. Probleme in der Familie oder Schule, Drogenkonsum oder psychische Auffälligkeiten bestehen. Wichtig ist es, mit dem Jugendlichen über die Motive seines Verhaltens zu sprechen („Spaß“-Trinker oder „Problembewältigungs“-Trinker?) und mit ihm konkrete Handlungen für den Alltag zu planen.

Trinkverhalten: Eltern müssen angemessene Kommunikation lernen!

Den Eltern soll vermittelt werden, dass sie eine klare Haltung gegenüber dem Alkoholkonsum des Kindes einnehmen müssen und dass sie durch eine angemessene Kommunikation zur Änderung des Trinkverhaltens ihres Sprösslings beitragen können, schreiben die Autoren. In kritischen Fällen sollte der Jugendarzt dann auch Kontakt zu einer Präventionseinrichtung aufnehmen oder weiterführende Hilfen wie beispielsweise eine Suchtberatung vermitteln.

Quelle: Mara Wurdak et al.

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