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Alle untersuchten Subgruppen profitieren von der Radioligandentherapie

Die Phase-3-Studie NETTER-2 etablierte die Radioligandentherapie mit 177LU-Dotatate in der Erstlinie für Patient:innen mit fortgeschrittenen, gut differenzierten gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET) Grad 2 und 3, die den Somatostatinrezeptor exprimieren. Prof. Dr. Simron Singh vom Sunnybrook Odette Cancer Center in Toronto stellte nun Ergebnisse zweier vorab geplanter Subgruppenanalysen vor: Für Erkrankte mit Grad-2-Tumoren (65,0 % aller Patient:innen) und Grad-3-Tumoren (35,0 %) sowie für Betroffene mit NET des Pankreas (54,4 %) und des Dünndarms (29,2 %).1
In der Gesamtkohorte hatte das mediane PFS, primärer Endpunkt der Studie, mit der Radioligandentherapie bei 22,8 Monaten und mit einer hoch dosierten Octreotid-Therapie bei 8,5 Monaten gelegen. Das entsprach einer Hazard Ratio von 0,276 (95%-KI 0,182–0,418; p < 0,0001). Ein signifikanter Vorteil zugunsten der Gruppe mit 177LU-Dotatate zeigte sich sowohl bei Grad-2-NET (HR 0,306) als auch bei Grad-3-NET (HR 0,266). Auch für pankreatische NET und Dünndarm-NET bestätigte sich separat die Überlegenheit der Prüftherapie im Vergleich zu hoch dosiertem Octreotid: Bei pankreatischen NET betrug die HR 0,336, bei Dünndarm-NET 0,305.
Langzeittoxizitäten abwarten
Die ORR hatte in der Gesamtkohorte mit 177LU-Dotatate bei 43,0 % und mit hoch dosiertem Octreotid bei 9,3 % gelegen (HR 7,81; 95%-KI 3,32–18,40; p < 0,0001). Auch hier validieren die neuen Ergebnisse den Vorteil der Radioligandentherapie in den untersuchten Subgruppen:
- Grad 2 HR für Ansprechen 5,83
- Grad 3 HR 11,57
- pankreatische NET HR 7,56
- Dünndarm-NET HR 7,27
In allen vier Teilpopulationen führte 177LU-Dotatate bei Responder:innen außerdem zu einem langfristigen Ansprechen.
Vollständig stimmte die Diskutantin Prof. Dr. Lorenza Rimassa von der Universität Mailand dennoch nicht mit dem Fazit von Prof. Singh überein, dass 177LU-Dotatate einen neuen Therapiestandard in diesen Populationen darstellt.2 Es seien Ergebnisse zum Gesamtüberleben, aber auch zu Langzeittoxizitäten abzuwarten. Dies gelte gerade bei Patient:innen, die eine relativ günstige Prognose haben und daher lang genug leben, um beispielsweise myeloproliferative Erkrankungen als Therapiefolge zu entwickeln.
Quellen:
1. Singh S et al. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress 2024; Abstract 211MO
2. Rimassa L. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress 2024; Vortrag „Invited Discussant Abstracts 165MO and 211MO“
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