Alleinige Reperfusion vs. Doppelstrategie untersucht

Bei akutem ischämischem Schlaganfall, der durch den Verschluss eines großen Gefäßes bedingt ist, wird oft eine mechanische Thromb­ektomie durchgeführt. Doch selbst wenn der Eingriff gelingt, bleiben häufig funktionelle Einschränkungen zurück: Nur ungefähr 27 % der Patienten sind nach 90 Tagen frei von Beeinträchtigungen. Dies könnte an einer inkompletten Reperfusion der kleinen Gefäße liegen. Ein Team um Dr. ­Arturo Renú, Comprehensive Stroke Center, Hospital Clinic of Barcelona, ging deshalb der Frage nach, inwieweit sich die funktionellen Ergebnisse durch die zusätzliche Infusion von Alte­plase verbessern lassen.

Placebokontrollierte Studie mit 113 Patienten

Im Rahmen einer doppelblinden Phase-2b-Studie wurden 113 Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn thromb­ektomiert. Danach erhielten sie randomisiert eine intra­arterielle Infusion mit Alteplase (n = 61) über 15 bis 30 Minuten oder Placebo (n = 52). Primärer Endpunkt war der Anteil Patienten, die an Tag 90 ein exzellentes funktionelles Ergebnis erzielten, d.h. keine oder nur minimale Beeinträchtigung aufwiesen (entsprechend 0 oder 1 Scorepunkten auf der modifizierten Rankin-Skala). Die Studie endete vorzeitig wegen organisatorischer Probleme aufgrund der COVID-19-Pandemie.

Von den ausgewerteten Patienten erreichten in der mit Alteplase behandelten Gruppe 59 % einen Score von 0 oder 1, in der Placebogruppe nur 40,4 %. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Nach 24 Stunden wiesen 3,8 % der Patienten unter Placebo eine symptomatische intrakranielle Blutung auf, unter Alteplase trat diese Komplikation nicht auf. Die 90-Tage-Sterblichkeit war unter Placebo doppelt so hoch wie nach Alteplase-Infusion (15 % vs. 8 %).

Den Studiendaten zufolge erzielten diejenigen Patienten, die eine zusätzliche Behandlung mit Alteplase erhalten hatten, häufiger exzellente neurologische Ergebnisse nach 90 Tagen, fassen die Autoren zusammen. Doch sollten diese Ergebnisse als vorläufig betrachtet und in weiteren Studien überprüft werden, mahnen sie.
 

Quelle: Renú A et al. JAMA 2022; 327: 826-835; DOI: 10.1001/jama.2022.1645