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Analthrombose oder Fissuren in der Schwangerschaft - Wie können Sie helfen?
Gegen die in der Gravidität besonders verbreitete Obstipation helfen in erster Linie natürliche Mittel – ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr oder Flohsamen. Auch Lactulose, Makrogol und Glycerol-Zäpfchen dürfen Schwangere nutzen. Dagegen sind Rizinusöl, Glaubersalz, Paraffinöl und Anthrachinonderivate (Sennesblätter-Tee) wegen des potenziell wehenfördernden Effekts zu meiden, erklärte Dr. Fedor Ernst, Proktologisches Zentrum, Berlin.
Die ebenfalls gehäuft auftretenden Diarrhöen dürfen selbstverständlich mit den Klassikern Flüssigkeitsersatz, ballaststoffarme und stopfende Kost behandelt werden. Auch Flohsamen und Apfelpektine gelten als sicher, Loperamid sollte nicht auf Dauer angewendet werden. Vorsicht ist mit der Abklärung via Koloskopie geboten, hierbei bestehen erhöhte Risiken durch Sedierung (Hypoxie, Hypotonie) und Rückenlage (Kavakompression), warnte der Kollege.
Die meisten Hämorrhoiden verschwinden nach der Geburt
Wenn Schwangere über anales Druckgefühl, Pruritus oder Brennen klagen, ist an Hämorrhoiden zu denken. Da sich diese zu 90 % postpartal zurückbilden, erfolgt die Therapie primär konservativ (Stuhlregulation, Analhygiene, Proktologika). Sklerosierung und Gummibandligatur kommen nur bei dringender Indikation infrage.
Auch der Hämorrhoidalprolaps sollte primär mit Reposition, Kühlung und Stuhlregulation angegangen werden. Reine Analgetika wie Paracetamol sind erlaubt, Antiphlogistika (NSAR) dürfen nach der 27. Schwangerschaftswoche nicht mehr gegeben werden.
Keine Antiphlogistika nach der 27. SSW!
Mit einer Inzidenz von 20–30 % zählt die höchst schmerzhafte
perianale Thrombose ebenfalls zu den verbreiteten Schwangerschaftsleiden. Sie manifestiert sich meist im 3. Trimenon und kann konservativ mit Kühlung, gängigen Proktologika und Paracetamol (max. 4 g/Tag) behandelt werden. Wegen der raschen Schmerzlinderung bevorzugt Dr. Ernst jedoch die Exzision in Lokalanästhesie, die einfache Inzision führt häufig zu Rezidiven.
Von heftigen Schmerzen begleitet werden auch Analfissuren –
deren Hauptursache ist die Schwangerschaftsobstipation. Die Diagnose lässt sich meist schon durch die Inspektion stellen. Eine Palpation ist nur beim Verdacht auf einen intersphinkterischen Abszess erforderlich. Sie kann durch die Applikation von viskösem Lidocain in den Analkanal erleichtert werden.
Condylomata sanieren und peripartale Infektion vermeiden
Therapeutisch setzt man bei Fissuren auf Stuhlregulation, warme Sitzbäder, NSAR (bis zur 27. Woche) und Paracetamol. Auch anästhesierende oder antiphlogistische Proktologika kommen infrage, ebenso Kalziumantagonisten in Salbenform (Nifedipin 1 %, Diltiazem 2 %). Unter einer Lokaltherapie mit Glyceroltrinitrat (0,2–0,4 %) klagen viele Patientinnen über Kopfschmerzen. Vergleichsweise selten sind perianale Abszesse, sie werden frühzeitig inzidiert, Fisteln versorgt man mit Fadendrainage. In beiden Fällen erfolgt die operative Sanierung erst postpartal.
Condylomata acuminata sollten dagegen bereits in der 30. bis 35. Schwangerschaftswoche chirurgisch abgetragen werden, um eine Transmission auf das Kind zu verhindern. Eine medikamentöse Therapie z.B. mit Imiquimod kommt wegen der unsicheren Datenlage in der Schwangerschaft nicht infrage.
Quelle: 14. Koloproktologie Update 2015, Mannheim, Oktober 2015
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