Aortenstenose lässt sich womöglich doch vermeiden

Dr. Angelika Bischoff

Lipoprotein könnte deutlicher mit der Aortenstenose assoziiert sein, als LDL-Cholesterin. Lipoprotein könnte deutlicher mit der Aortenstenose assoziiert sein, als LDL-Cholesterin. © Nerthuz

Die Aortenklappenstenose wird nach wie vor als irreversibler Prozess betrachtet, dessen Fortschreiten man pharmakologisch kaum beeinflussen kann. Ist das wirklich so?

Die Aortenklappenstenose hat zwar viel mit der Atherosklerose gemeinsam, z.B. Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht. Auch ist der Zusammenhang zwischen genetisch bedingtem lebenslang erhöhtem LDL-Cholesterin und der Verkalkung von Aortenklappen festgestellt worden, schreibt Professor Dr. George Thanassoulis vom McGill University Health Center in Montreal. Trotzdem konnte bisher in keiner randomisierten Studie gezeigt werden, dass sich eine Aortenstenose mit Statinen bremsen lässt oder dass diese Medikamente das Risiko für Komplikationen, die in Zusammenhang mit dem Herzfehler stehen, senken können.

Möglicherweise, so der Kollege weiter, lässt sich das folgendermaßen erklären: Die Studien zum Thema schlossen Patienten in einem relativ späten Stadium der Aortenstenose ein, und es wurde nur ein einzelner Risikofaktor untersucht, nämlich das LDL-Cholesterin. Betroffene mit sehr hohem LDL-Cholesterin, bei denen man den größten Effekt hätte erwarten können, waren von vornherein aus ethischen Gründen aus diesen Untersuchungen ausgeschlossen.

Vielleicht gibt es aber auch therapeutische Ziele, die bei der Aortenklappenstenose von größerer Bedeutung sind als das LDL-Cholesterin? Inzwischen verstärken sich die Hinweise, dass Lipoprotein (a) ein solches Target sein könnte. Relevant um 20–30 % senken lässt sich Lp(a) durch PCSK9*-Hemmer. Eine von Brian A. Bergmark von der Harvard Medical School Bos­ton publizierte Post-hoc-Analyse der FOURIER-Studie zeigt, dass das Lipoprotein tatsächlich deutlicher mit der Aortenstenose assoziiert sein könnte als LDL-Cholesterin.

Den Studiendaten zufolge traten aortenklappenbezogene Ereignisse über die mediane Beobachtungszeit von 2,2 Jahren bei 63 Patienten der über 27 000 Untersuchten auf. Insgesamt fanden die Autoren nach multivariater Adjustierung pro Standardabweichung Lp(a)-Anstieg 55 % mehr Ereignisse an den Aortenklappen. Besonders deutlich fiel das Ergebnis beim Klappenersatz aus, der pro Standardabweichung Lp(a)-Anstieg um mehr als das Doppelte zunahm. Der korrigierte LDL-Cholesterinspiegel zeigte dagegen keine signifikante Beziehung zu Aortenklappenereignissen.

Im ersten Jahr der Therapie noch kein Effekt

Der PCSK9-Inhibitor Evolocumab verminderte das Risiko für diese Endpunkte in der Gesamtgruppe um 34 %, was aber die statistische Signifikanz knapp verfehlte. Im ersten Jahr der Therapie zeigte sich keinerlei Effekt. In den Folgejahren traten in der Evolocumab-Gruppe um 52 % weniger Ereignisse auf.

* Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 1.

Quellen:
Thanassoulis G. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.0722 2.
Bergmark BA et al. JAMA Cardiol 2020; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.0728

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