Aspirationsunfall - Feuerspucken kann zu schweren Lungenschäden führen

Birgit Maronde Foto: thinkstock

Auch wenn es sogar schon für Sechsjährige angeboten wird: Feuerspucken ist weder etwas für Kinder noch für Jugendliche!

Auf der Generalprobe zu einem Theaterstück verschluckte sich die 13-Jährige an der Feuerspuck-Lösung. In der Folge entwickelte sie quälenden Reizhusten und Luftnot und wurde deshalb stationär aufgenommen, berichtete die Freiburger Kollegin Dr. Maren Hermanns-Clausen.

Unter symptomatischer Therapie mit Sauerstoff per Nasensonde und Pentoxyverin verschlechterte sich das Krankheitsbild zumindest nicht. Nach zwei Tagen konnte das Mädchen wieder entlassen werden.

Bei dem 9-jährigen Jungen, der im Rahmen eines Artistenkurses Feuer spucken wollte und dabei aspirierte, dauerte es schon zehn Tage, bis er nach antibiotischer, antiphlogistischer und sekretolytischer Therapie seiner Peribronchitis wieder aus der Klinik nach Hause durfte.

Dreizehnjähriger musste 35 Tage lang in die Klinik

Deutlich weniger Glück hatte dagegen ein 13-Jähriger. Auch er verschluckte sich beim Feuerspucken. Zunächst entwickelte er nur anhaltenden Husten, dann über drei Tage zunehmend Übelkeit, Durchfall, am dritten Tag auch Fieber.

Der Hausarzt verordnete ihm ein Antibiotikum, doch dem Jungen ging es immer schlechter. Mit der radiologischen Diagnose Mittellappenpneumonie rechts wurde er schließlich in der Klinik aufgenommen. Dort fiel neben dem schlechten Allgemeinzustand des Jungen, Fieber und der pulmonalen Symptomatik auch eine Schonhaltung der rechten Thoraxhälfte mit hängender rechter Schulter auf.


Nach Umsetzen der antibiotischen Therapie schien es dem Patienten zwar besser zu gehen, jedoch zeigte das am sechsten Krankenhaustag durchgeführte CT multiple Lungenabszesse und ausgedehnte pneumonische Infiltrate. Ein Abszess wurde bronchoskopisch drainiert, andere wurden punktiert, was einen Pneumothorax, eine Pleuradrainage und letztlich fünf Tage Beatmung bei z.T. erhöhtem Sauerstoffbedarf zur Folge hatte.

In einer erneuten Bronchoskopie konnte schließlich eitriges zähes Sekret und nekrotisches Material entfernt werden. Erst danach ging es mit dem Jungen wieder bergauf. Letztlich verbrachte er wegen einer „harmlosen“ Spielerei insgesamt 35 Tage in der Klinik.

Isoparaffine breiten sich rasant in den Bronchien aus

Der initial u.U. heftige Hustenreiz und die lokale Reizung der Schleimhäute oberhalb des Kehlkopfes sind typisch für die Aspiration von Petroleum bzw. Isoparaffinen, erklärte die Kollegin von der Vergiftungs-Informations-Zentrale des Universitätsklinikums Freiburg.

Unterhalb des Kehlkopfes breiten sich die Substanzen aufgrund ihrer niedrigen Oberflächenspannung und Viskosität schnell bis in die kleinsten Bronchien und evtl. die Alveolen aus. Ist ein Großteil der Alveolen betroffen, kommt es zu akuter Atemnot. „Das sind die Fälle, in denen die Kinder plötzlich versterben.“

Radiologische Zeichen der Aspiration kommen erst spät

In den benetzten Schleimhäuten kommt es zu einer entzündlichen Reaktion im Sinne einer Tracheobronchitis und/oder einer Pneumonitis. Typisch ist der klinische Verlauf.

Auf die Initialsym­ptomatik folgt zunächst ein sym­ptomfreies oder -armes Intervall über bis zu zwölf Stunden oder sogar länger. Dann treten erneut Beschwerden wie (Blut-)Husten, Atemnot, Schmerzen beim Atmen oder Fieber auf.

Als Komplikationen sind Pleuraerguss bzw. -empyem, Abszesse, Pneumatocelen, Atelektasen, Pneumothorax und alle Arten von Ventilationsstörungen beschrieben. Radiologische Veränderungen sind erst spät, d.h. erst (6)–12 Stunden nach der Aspiration nachweisbar.


Selbst erfahrene Feuerspucker, die die notwendige Technik sorgfältig erlernt haben, sind nicht vor Aspirationsunfällen gefeit, warnte Dr. Hermanns-Clausen. Dieses Risiko werde von Eltern und Betreuungspersonen, die Kinder Feuer spucken lassen ganz offensichtlich unterschätzt, zumal man die dafür nötigen Paraffinlösungen im Spielzeugladen kaufen kann.

Bärlapp und Mehl sind keine Alternativen

Aber selbst wenn man andere Substanzen zum Feuerspucken verwendet, ist das nicht ohne Risiko. So können Bärlappsporen granulomatöse Entzündungen und Bronchitiden machen, warnte die Kollegin. Und auch die Inhalation von Mehl sei für die Lungen nicht gerade erstrebenswert.

Spucken oder Schlucken?
Beim Feuerspucken wird eine geeignete brennbare Flüssigkeit oder Pulver in den Mund genommen und dann unter hohem Druck als Spraynebel in eine offene Flamme geblasen.
Beim Feuerschlucken platziert man das brennende Ende einer Fackel in den weit geöffneten Mund und schließt diesen dann, sodass die Luftzufuhr für das Feuer abgeschnitten wird. Zwar droht hierbei keine chemische Pneumonitis, dafür kann man sich aber verbrennen.
Die sog. „Fire-eater‘s lung“ beschreibt übrigens Lungenschäden, die beim Feuerspucken auftreten!

Vortrag auf der 59. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (SGKJ) 2010 in Marburg 

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