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Auch für die Neurologie enthält das Dokument wertvolle Informationen
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Es gibt einige bakterielle Erreger, die eine Meningitis auslösen können, berichtete Prof. Dr. Holger- Schmidt- von der Klinik für Neurologie der Elbe Kliniken Stade. Bei einer Pertussis-Infektion kann das Toxin unter Umständen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und zu toxischen Enzephalitiden führen. Etwa 0,5 % der Betroffenen erleiden eine Enzephalopathie. Auch Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae können bei schwerem Verlauf zu einer Meningitis führen. Meningokokken besiedeln primär den Nasenrachenraum, können aber– wie der Name schon sagt– auch die Meningen infizieren. Schwere Infektionen mit all diesen Erregern seien impfpräventabel, betonte Prof. Schmidt und riet: „Diese Möglichkeit sollte genutzt werden!“
Bei Kindern sind die Impfquoten gegen Pertussis (als Bestandteil einer Kombinationsimpfung), Haemophilus influenzae und Meningokokken C mit jeweils über 80 % gut. Bei dieser Durchimpfungsquote kann man laut Prof. Schmidt von einer Herdenimmunität ausgehen. Nur die Pneumokokken-Impfquote ist mit rund 75 % etwas niedriger.
Bei den Erwachsenen sieht es anders aus. „Die Impfraten steigen, aber nicht schnell genug“, so Prof. -Schmidt. Seit 2009 gilt die Empfehlung, bei der nächstfälligen Tetanus-Diphtherie-Auffrischung einmalig einen Impfstoff mit zusätzlicher azellulärer Pertussis-Komponente zu verwenden. Die Pertussis-Impfquote lag 2021 bei 50 %.
Die einmalige Impfung gegen Pneumokokken empfiehlt die -STIKO ab einem Alter von 60 Jahren als Standard. Bei relevanten Grunderkrankungen soll die Impfung alle sechs Jahre wiederholt werden. Die bundesweite Impfquote lag bei den 60- bis 74-Jährigen im ersten Quartal 2022 bei 23 % und steigt laut Prof. Schmidt nicht schnell genug an. Unter erwachsenen Patientinnen und Patienten mit einer Impfindikation lag die Quote mit knapp 26 % kaum darüber.
Invasive Meningokokken-Erkrankungen wie die Meningitis sind nicht nur Krankheiten des Kindes- und Jugendalters, betonte Prof. Schmidt. Die Meningokokken-Impfung wird im Erwachsenenalter für Personen mit Immundefizienz, für gefährdetes Laborpersonal und für Menschen, die sich lange in Hochrisikogebieten aufhalten, empfohlen. Meningokokken vom Serotyp B lösen hierzulande besonders häufig Meningitiden aus, erklärte der Referent. Der Serotyp A ist in Zentralafrika endemisch, während der Serotyp W vor allem in Südamerika relevant ist. Die Hadsch-Variante ist besonders im Vorderen Orient verbreitet. Alle diese Serotypen werden auch in Deutschland nachgewiesen. Für die Indikationsimpfung gibt es inzwischen eine Kombinations-Konjugatvakzine gegen die Serotypen C, A, W135 und Y.
Noch sind keine Impfstoffe gegen Listeria monocytogenes oder Borrelia burgdorferi verfügbar. Die Impfungen, die empfohlen werden und verfügbar sind, sollten aber für die Prävention der bakteriellen und auch viralen Meningitiden (durch Herpes zoster oder Flaviviren wie FSME) genutzt werden, betonte Prof. -Schmidt. Er ermutigte daher dazu, die Impfpässe neurologischer Patientinnen und Patienten sorgfältig durchzusehen. Vor dem Beginn einer immunsupprimierenden und insbesondere einer B-Zell-depletierenden Therapie könne man den Betroffenen eine Impfliste mitgeben, um den Immunschutz in der betreuenden Hausarztpraxis komplettieren zu lassen.
Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
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