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Bei exogen-allergischer Alveolitis den Auslöser eliminieren

Ein 46-Jähriger klagt über zunehmende Dyspnoe schon bei geringer Belastung, trockenen Husten seit mehr als drei Jahren und gelegentliche grippale Beschwerden ohne Fieber. Er arbeitet im Büro und ist seit mehr als zehn Jahren Nichtraucher. Die CT seiner Lunge zeigt beidseits Milchglastrübungen und marginal vergrößerte mediastinale Lymphknoten. Lungenfunktionstests sprechen für eine schwere Restriktion mit einer Vitalkapazität von 41 % der Norm und eine moderate Diffusionsstörung. Bei der Ergometrie zeigt sich eine auf etwa die Hälfte reduzierte Sauerstoffaufnahme, wobei der Mann vor allem tachypnoisch wird, das Tidalvolumen nimmt kaum zu. Der Sauerstoffpartialdruck sinkt bis auf 53 mmHg, die Sättigung auf 80 %. Die Bronchoskopie mit Biopsie zeigt Lymphozyteninfiltrationen im Gewebe, dazu fibrotische Bezirke, aber keine Granulome. Der Anteil der Lymphozyten in der Lavage ist erhöht.
Patient verschweigt zunächst sein tierisches Hobby
Die Ärzte fragen den Patienten mehrmals nach seinen Hobbys, aber erst nach einer ganzen Weile gibt er an, Renntauben zu züchten und sie selbst mit Stroh und Einstreu zu versorgen. Damit steht die Diagnose exogen-allergische Alveolitis so gut wie fest. In der Blutuntersuchung finden sich dann auch präzipitierende IgG-Antikörper gegen Hühner- und vor allem Taubenfedern.
Grundsätzlich sprechen sechs Kriterien für eine exogen-allergische Alveolitis, erklären Dr. Anna Krandick vom Lungenzentrum München und ihre Kollegen:
- Exposition gegenüber einem auslösenden Antigen
- Symptome vor allem bei oder kurz nach der Exposition
- auskultatorisch trockenes, vor allem basales Knisterrasseln am Ende der Inspiration
- Nachweis spezifischer IgG-Antikörper
- radiologisch Zeichen der Alveolitis
- eingeschränkte Diffusionskapazität und/oder Hypoxämie in Ruhe oder unter Belastung
Fehlt einer dieser Faktoren, kann ihn einer der folgenden ersetzen:
- Lymphozytose in der bronchioalveolären Lavage
- Lungenhistologie passend zu der Alveolitis
- positiver Karenztest
- positiver Provokationstest
Die Therapie erfolgte bei dem o.g. Patienten zunächst hoch dosiert mit Kortikosteroiden, aber erst nach zwei weiteren Exazerbationen konnte der Mann sich dazu durchringen, seine Tauben abzuschaffen.
Wichtig als Differenzialdiagnose ist das 30- bis 50-mal häufiger auftretende „Organic Dust Toxic Syndrome“ (Drescherfieber). Dabei handelt es sich um eine nicht-immunologische Reaktion auf bakterielle Endotoxine, z.B. aus Heu oder Stroh. Schon eine einzige, intensive Exposition kann ausreichen, um Symptome hervorzurufen. Diese beginnen etwa vier bis acht Stunden danach und umfassen Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl, Myalgien und Kopfschmerzen. Beschwerden vonseiten der Lunge (Husten, Dyspnoe) sind eher selten. Der ganze Spuk bildet sich meist spontan innerhalb von Stunden bis Tagen zurück.
Quelle: Krandick A et al. Bayerisches Ärzteblatt 2021; 76: 128-134
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