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Bei flexiblen Knick-Senk-Füßen erst mal beraten und Spontanentwicklung abwarten

Der Knick-Senk-Fuß bei Kindern ist eine dreidimensionale Fußfehlstellung mit vermehrtem Rückfußvalgus, einer Vorfußabduktion und einer Abflachung des medialen Längsgewölbes, schreiben Dr. Esther Dingeldey und Dr. Britta Oblinger, Orthopädische Klinik der Universität Regensburg, Asklepios Klinikum Bad Abbach. Ursache ist eine Schwäche des Kapsel-Band-Apparats.
Beim Knick-Senk-Fuß handelt es sich um eine häufige Normvariante, vor allem in den ersten sechs Lebensjahren. Vorausgesetzt, die Fehlstellung lässt sich aktiv und passiv korrigieren und das Kind ist neuromotorisch unauffällig. Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass 54 % der Dreijährigen und 24 % der Sechsjährigen Knick-Senk-Füße haben, betroffen sind insbesondere Jungen und übergewichtige Kinder.
Inspektion im Stehen, Gehen und Liegen erforderlich
Bei der Diagnostik steht die sorgfältige Anamnese an erster Stelle, z.B. mit der Frage nach neurologischen oder anderen Begleiterkrankungen, motorischer Entwicklung, Schmerzen und Funktionseinschränkung. Die Inspektion am stehenden, gehenden und liegenden Kind umfasst die Beurteilung von Achsen, Rotation und Längendifferenzen der gesamten unteren Extremität sowie die genaue Beurteilung der Stellung und Beschwielung der Füße. Die passive Mobilität und die Redressierbarkeit des gesamten Fußes sind ebenso wichtig wie die Erfassung der Knie- und Hüftbeweglichkeit. Funktionelle Tests ergänzen die klinische Untersuchung, u. a. sollten die Füße im Zehenstand beurteilt werden. Bei vielen Kindern gleicht sich im Zehenstand die Abknickung der Fersen und die Abflachung des Fußgewölbes aus.
Die flexible Fußfehlstellung ist bei asymptomatischen Kindern meist nicht behandlungsbedürftig. Sehr oft wächst sie sich bis zum zehnten Lebensjahr aus, wozu verschiedene Faktoren beitragen: das plantare Fett am medialen Fußrand geht zurück und Bandapparat und Muskeln werden kräftiger, sodass der Fuß sich aufrichten kann. Pathologische Veränderungen kommen in weniger als 1 % der Fälle vor.
Knick-Senk- oder Knick-Platt-Fuß?
- Ein flexibler Knick-Senk-Fuß lässt sich sowohl aktiv als auch passiv korrigieren. Das mediale Längsgewölbe des Fußes ist abgeflacht.
- Beim Knick-Platt-Fuß handelt es sich um die dekompensierte Form mit Aufhebung des medialen Längsgewölbes.
Bei fehlender Redressierbarkeit, einseitiger Fehlstellung, erhöhtem Muskeltonus, fehlender Rückfußvarisierung im Zehenstand oder neurologischer Grunderkrankung empfehlen die Autorinnen eine weitere Abklärung mit Röntgen, MRT oder CT. Zur Erfassung des Schweregrads der Knick-Senk-Fuß-Fehlstellung eignet sich der Talometatarsal-I-Index (TMT-I-Index). Hierfür ist eine seitliche und dorsoplantare Röntgenaufnahme unter Vollbelastung des Fußes erforderlich. Der TMT-I-Index ermöglicht eine dreidimensionale Erfassung der Fußfehlstellung und ist die radiologische Grundlage für Therapieentscheidungen.
Bis zum zehnten Lebensjahr sollte die Spontanentwicklung von flexiblen Knick-Senk-Füßen abgewartet und Kind und Eltern über ein aktives Alltagsverhalten (Förderung von Bewegung, Übergewicht vermeiden, weiches, passendes Schuhwerk) aufgeklärt werden, raten die Kolleginnen. Einlagen sind bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr nicht erforderlich, wenn es sich um asymptomatische Knick-Senk-Füße handelt und weder Fehlbildungen noch neuromuskuläre Erkrankungen vorliegen.
Bei schmerzhaften flexiblen Knick-Senk-Füßen ohne Besserungstendenz ist meist die subtalare Arthrorise („Calcaneus-Stop-Schraube“) die gewählte OP-Methode. Der Eingriff ist wenig invasiv und erfordert nur einen kleinen, etwa 2 cm langen Hautschnitt. Am Vorderrand des Subtalargelenks wird eine Spongiosaschraube als „Anschlagsperre“ für den Processus lateralis tali eingebracht. Damit soll eine übermäßige Eversion des Fußes vermieden werden. Der Eingriff wird etwa ab dem zehnten Lebensjahr empfohlen, wobei eine strenge Indikationsstellung wichtig ist, um eine Übertherapie zu vermeiden. Nach Abschluss des Wachstums wird die Schraube wieder entfernt.
Osteotomien sind der Ausnahmefall
In seltenen Fällen muss bei stark ausgeprägten und vor allem rigiden Fehlstellungen (z. B. Knick-Platt-Füße mit struktureller Komponente) auf Osteotomien zurückgegriffen werden, um eine ausreichende dreidimensionale Korrektur zu erreichen.
Quelle: Dingeldey E, Oblinger B. Orthopädie 2024; DOI: 10.1007/s00132-024-04490-x
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