Bei metastasiertem Darmkrebs auf Vitamin D achten?

Jochen Schlabing / Foto: Fotolia, jrwassermann

Für die Assoziation von Vitamin-D-Spiegeln und dem Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalen Karzinom gibt es neue Evidenz.

Vitamin D hat das Zeug zum onkologischen Alleskönner: "Für Vitamin D ist bekannt, dass es Zellproliferation und Angiogenese inhibiert und außerdem Zelldifferenzierung und Apoptose induziert", so Dr. Kimmie Ng, Dana-Farber Krebsinstitut, Boston, Massachusetts.

Potenzielle anti-neoplastische Wirkung von Vitamin D

Außerdem war in mehreren Beobachtungsstudien ein niedriger Plasmaspiegel von 25(OH)-D mit einem signifikant höheren Risiko für ein kolorektales Karzinom assoziiert. In einer prospektiven Kohortenstudie fanden Dr. Ng und Kollegen 2008 einen Zusammenhang zwischen der Mortalität und Vitamin D bei 304 Patienten mit Darmkrebs: Patienten mit 25(OH)-D-Spiegeln in der höchsten Quintile (über 33,1 ng/ml) hatten ein längeres Überleben (HR 0,52; p = 0,02). Bei fortgeschrittenen Stadien schien der Benefit ausgeprägter zu sein.

Vor diesem Hintergrund planten die Forscher eine größere Studie zur Frage, ob bei metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC) höhere Vitamin-D-Spiegel lebensverlängernd sind oder nicht. Als Population für die prospektive Beob­achtungsstudie wurde die CALGB/SWOG-80405-Studie gewählt.

Das Design der im Jahr 2014 publizierten Studie zur Erstlinientherapie bei mCRC hatte mehrmals geändert werden müssen. Neben den Armen mit Bevacizumab plus Chemotherapie und Cetuximab plus Chemotherapie hatte es noch einen – im Nachhinein zu toxischen – Arm mit Bevacizumab plus Cetuximab plus Chemotherapie gegeben. Auch die KRAS-Stratifizierung war ursprünglich nicht geplant gewesen.

Längeres Überleben bei höheren Vitamin-D-Spiegeln

Für die Vitamin-D-Studie wurde die Original-Population mit insgesamt 2334 CRC-Patienten gewählt. Primärer Endpunkt war das Gesamt­überleben (OS). Vor der Therapie wurden die Serum-Vit­amin-Spiegel von 25(OH)-D mittels Radioimmun­assay bestimmt sowie Lebensstil und Ernährung abgefragt. Bei 1043 Patienten waren die Vitamin-D-Spiegel verfügbar. Der mediane 25(OH)-D-Plasmaspiegel war 17,2 ng/ml. Männer hatten im Trend höheres Vitamin D, bei schwarzer Hautfarbe, ECOG 1 (vs. 0) oder RAS-Mutation war es tendenziell niedriger.

Das Ergebnis: Patienten mit 25(OH)-D-Spiegeln aus der höchs­ten Quintile (median 27,5 ng/ml) überlebten signifikant länger als Patienten mit niedrigeren Spiegeln. Ihr medianes Gesamtüberleben lag bei 32,6 vs. 24,5 Monate in der niedrigsten Quintile (8,0 ng/ml; p = 0,01). Ähnliches galt in Bezug auf das progressionsfreie Überleben beim Vergleich der extremen Quintilen (12,2 vs. 10,1 Monate, p = 0,02).

Häufig vorgebracht wird der Einwand, dass höheres Vitamin D ein Surrogatparameter für einen günstigen Erkrankungsverlauf oder einen gesunden Lebensstil sein könnte. In einer multivariaten Analyse adjustierten die Autoren daher für viele Faktoren, die einen Einfluss auf das Überleben haben könnten.

Generelle Vitamin-D-Gabe bei mCRC nicht empfohlen

"Sogar nach der Kontrolle für potenzielle Einflussfaktoren blieb der signifikante Zusammenhang zwischen höheren Vitamin-D-Spiegeln und verlängertem OS und PFS erhalten", so Dr. Ng. Dies galt für alle untersuchten Subgruppen.

"Bevor die Ergebnisse aus randomisierten, kontrollierten Studien vorliegen, kann Vitamin D nicht als Standard-Behandlung bei kolorektalem Karzinom empfohlen werden", schloss Dr. Ng. Sie verwies jedoch auf die Bedeutung "normaler Vit­amin-D-Spiegel" für die Knochengesundheit und ergänzte: "Ich glaube, es ist daher gerechtfertigt, bei CRC-Patienten die Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen."

ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium (ASCO-GI) 2015, San Francisco, Kalifornien

 

 

Randomisierte Studie bei mCRC gestartet

Basierend auf den Ergebnissen der Vitamin-D-Studie aus der CALGB/SWOG-80505-Population haben Dr. Kimmie Ng und Kollegen eine US-weite Studie gestartet, in der geprüft wird, ob eine Vitamin-D-Supplementation bei mCRC die Prognose verbessert. Für die doppelblinde, randomisierte Phase-II-Studie sollen 120 Patienten rekrutiert werden, die FOLFOX/Bevacizumab erhalten.

 

Randomisiert verglichen wird eine hohe Dosis Vitamin D (Vitamin D3 8000 IU/Tag als Startdosis für zwei Wochen, gefolgt von 4000 IU/Tag) mit einer geringen Dosis (400 IU/Tag). Primärer Endpunkt ist das progressionsfreie Überleben.

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