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Bei Schizophrenie verhindern Psychopharmaka auch Gewalttaten
Psychopharmaka lindern bei psychiatrischen Patienten Symptome und beugen Rezidiven vor – und schützen offenbar sogar vor Gewalttätigkeiten. Darauf weisen Daten einer schwedischen Studie hin.
In den Jahren 2006 bis 2009 bekamen in Schweden 40 937 Männer und 41 710 Frauen Antipsychotika oder Stimmungsstabilisatoren verordnet, wie aus Registerdaten hervorgeht. 6,5 % dieser Männer und 1,4 % der Frauen wurden während des Studienzeitraums wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt.
Weniger Verbrechen unter der Medikation
Die Arbeitsgruppe um die Psychiaterin Dr. Seena Fazel von der Universität Oxford ging nun der Frage nach, wie häufig die Patienten Straftaten unter Psychopharmakamedikation bzw. ohne entsprechende Arzneimittel verübt hatten.
Während der Behandlungsphasen mit Antipsychotika fiel die Rate von Gewaltverbrechen um 45 % verglichen mit Zeiträumen ohne Pharmakotherapie. Bei Patienten mit bipolarer Störung, die Stimmungsstabilisatoren einnahmen, bebetrug diese Rate 24 %.
Auch leichtere Straftaten und Drogendelikte übten medikamentös Behandelte seltener aus. Dieser Effekt war deutlicher, wenn höhere Dosierungen eingenommen wurden. Die Einnahme von Depotpräparaten stand ebenso auf dem Prüfstand: Ein Rückgang von Gewaltverbrechen ließ sich auch unter diesen Medikamenten nachweisen.
Halluzinationen können zu aggressivem Verhalten führen
In den letzten Jahren gab es vermehrt Hinweise, dass Patienten mit Schizophrenie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger Gewaltverbrechen und andere Straftaten verüben, schreibt die Kommentatorin Professor Dr. Sheilagh Hodgins von der Universität Montreal.
Auch Patienten mit bipolaren Störungen sollen vermehrt straffällig werden, doch habe man hierzu weniger Daten. Aggressives Verhalten kann durch psychotische Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen getriggert sein und es richtet sich häufig gegen Angehörige, medizinisches Personal und
Sozialarbeiter.
Zwei aktuelle Studien zeigten, dass 14 % bzw. 38 % der Erkrankten innerhalb von zwölf Monaten nach einer ersten psychotischen Episode ein aggressives Verhalten an den Tag legten. Diese Beobachtungen sollten Anlass sein, die Charakteristika von Patienten, die andere verletzen, einschließlich ihrer Therapie stärker zu analysieren, meint Prof.
Hodgins.
Quelle: 1. Seena Fazel et al., Lancet 2014; online first 2. Sheilagh Hodgins; a.a.O.
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