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Beidseitige Handtransplantation ermöglicht normalen Alltag

Eine Handtransplantation ist ein umstrittenes Verfahren. Schließlich stellt die Verpflanzung einer fremden Hand primär keinen lebensrettenden Eingriff dar. Die Operation verbessert – sofern sie gelingt – „nur“ das Alltagsleben der Empfänger. Der Preis dafür ist die dauerhafte Einnahme von Immunsuppressiva mit teils schwerwiegenden Nebenwirkungen.
Bei Patienten, die gleich beide Hände verloren haben, dürfte ein solcher Eingriff bei geeigneten Voraussetzungen aber die beste Behandlungsmethode darstellen, wie Professor Dr. Stefan Schneeberger von der Transplantationschirurgie an der Universitätsklinik Innsbruck und seine Kollegen berichten.
Die Explosionsopfer sind heute hochzufrieden
Ihren Ausführungen zufolge sind die beiden Männer, bei denen vor zwanzig Jahren die ersten beidseitigen Handverpflanzungen durchgeführt wurden, mit ihren Transplantaten hoch zufrieden. Die Operierten beschreiben ihren körperlichen und mentalen Gesundheitszustand als gut und empfinden ihre gesellschaftliche Re-Integration als gelungen.
Im Jahr 2000 hatten zwei Teams unabhängig voneinander die Transplantationen durchgeführt. Die Patienten hatten ihre Hände durch eine Explosion verloren. Zum Zeitpunkt der Transplantation waren sie 33 und 47 Jahre alt.
Zur Induktion der Immunsuppression hatten sie Antithymozytenglobulin bekommen, als Erhaltungstherapie Tacrolimus, Mycophenolatmofetil und Glukokortikoide. Ein intensives Rehabilitationsprogramm ließ Nervenfasern in die Hände einsprießen und führte zur Reorganisation in den zuständigen Hirnarealen.
Beide Patienten hatten diverse Komplikationen
Die Männer führen heute nahezu alle Alltagsaktivitäten aus. Patient 1, der jüngere von beiden, stieg drei Jahre nach der Operation wieder in den Beruf ein. Der Weg dahin verlief nicht reibungslos: Beide Männer zeigten akute Abstoßungsreaktionen, die sich jedoch mit vorübergehend verstärkter Immunsuppression in den Griff bekommen ließen. Patient 1 erlitt kurz nach dem Transplatationseingriff eine Serumkrankheit und eine vorübergehende Hyperglykämie. Später entwickelte er eine Hypercholesterinämie, eine Osteopenie sowie parasitäre und Pilzinfektionen. Temporär stieg sein Kreatininwert an. Patient 2 hatte mit rezidivierenden Zytomegalievirus-Infektionen, Hauttumoren und einem bullösen Pemphigoid zu kämpfen, bekam eine Hyperlipidämie und Diabetes.
Quelle: Schneeberger S et al. N Engl J Med 2020; 383: 1791-1792; DOI: 10.1056/NEJMc2017711
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