
Bessere Thrombektomie-Ergebnisse mit intraarterieller Thrombolyse?

Die mechanische Thrombektomie hat sich bei akutem ischämischem Apoplex mit Verschluss der großen hirnversorgenden Gefäße bewährt. Doch in mehr als der Hälfte der Fälle ist das Behandlungsergebnis trotz erfolgreicher Reperfusion nicht zufriedenstellend. Vor diesem Hintergrund stellt die zusätzliche intraarterielle Thrombolyse einen vielversprechenden Ansatz dar.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus China haben jetzt untersucht, welchen Einfluss die Gabe von Urokinase auf die Behandlungsergebnisse einer Thrombektomie hat. In ihre randomisierte Studie an 35 Krankenhäusern waren 532 Patientinnen und Patienten mit ischämischem Schlaganfall und proximalem intrakraniellen Verschluss eines großen Gefäßes eingeschlossen. Bei allen Teilnehmenden wurde innerhalb von 24 Stunden nach dem Ereignis (bzw. „last seen well“) eine Thrombektomie durchgeführt. Voraussetzung war, dass durch den Eingriff eine nahezu vollständige oder vollständige Reperfusion erzielt wurde und die Patienten im Vorfeld keine intravenöse Thrombolyse erhalten hatten.
Die Patientinnen und Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip aufgeteilt: Eine Hälfte wurde nach dem Erreichen der vollständigen oder nahezu vollständigen Reperfusion mit intraarterieller Urokinase behandelt; die Übrigen erhielten diese Zusatzbehandlung nicht und dienten als Kontrollgruppe. Als Maß für den Therapieerfolg diente die modified Rankin Scale (mRS; 0 = keine Symptome bis 6 = Tod).
Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, die nach 90 Tagen ein behinderungsfreies Überleben (mRS 0 oder 1) erreichten. Dieses Ziel erreichten 45 % in der Urokinase-Gruppe und 40 % in der Kontrollgruppe. Das adjustierte relative Risiko lag bei 1,13, wobei der Unterschied nicht signifikant war. Leichte numerische Vorteile in der Urokinase-Gruppe hinsichtlich der Mortalität nach 90 Tagen und der Inzidenz symptomatischer intrakranieller Blutungen innerhalb von 48 Stunden waren ebenfalls nicht signifikant.
Zeitgleich wurde eine weitere Studie aus China publiziert, in der die Wirksamkeit einer perioperativen intraarteriellen Gabe von Tenecteplase untersucht wurde. Die Ergebnisse waren vergleichbar: Auch hier zeigte sich zwar ein numerischer, aber nicht signifikanter Vorteil der zusätzlichen Thrombolyse bei Schlaganfall-Betroffenen mit Verschluss eines großen Gefäßes.
Die Beweise für eine Wirkung von intraarteriellen Thrombolytika seien noch nicht ausreichend, um ihre Anwendung in der klinischen Praxis zu rechtfertigen, heißt es in einem begleitenden Editorial. Trotzdem könne ein relevanter Behandlungseffekt aktuell nicht ausgeschlossen werden. Es wird erwartet, dass derzeit bereits laufende Studien weitere Evidenz zu dieser Frage liefern.
Quelle: 1. Liu C et al. JAMA 2025; doi: 10.1001/jama.2024.23480 2. Dippel DWJ et al. JAMA 2025; doi: 10.1001/jama.2024.27100
3. Huang J et al. JAMA 2025; doi: 10.1001/jama.2024.23466
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