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Brennender Busch machte seinem Namen alle Ehre

Bekleidet nur mit ihrem Bikini und ohne Sonnenschutz verrichtete eine 57-Jährige ihre Gartenarbeit. Abends verspürte sie Schmerzen und Brennen. Als sie sich tags darauf wieder bei der Gartenarbeit ungeschützt der Sonne aussetzt, bilden sich bis zum Abend an den lichtexponierten Hautstellen – vor allem im Bereich der distalen Ober- und proximalen Unterschenkel – streifenförmige Erytheme mit prallen, unterschiedlich großen Bullae. An den Armen entwickelt die Frau nun Bläschen und Papeln, im Bereich der rechten Flanke einen ausgedehnten erythematösen Plaque. Schmerzen und Brennen nehmen zu, was sie letztendlich dazu veranlasst, sich in die Notfallambulanz der Jenaer Hautklinik zu begeben, berichten Dr. Christiane Münchhoff-Barker und Kollegen.
Anamnestisch liegen keine (Haut-)Erkrankungen vor, auch nicht in der Familie. Die Patientin nimmt lediglich Prostaglandinaugentropfen aufgrund eines Glaukoms. Die Laborwerte bleiben bis auf ein erhöhtes CRP unauffällig.
Differenzialdiagnosen nicht vernachlässigen
Auf Nachfrage gibt die Frau an, Diptam im Garten zu haben und damit mehrfach in Kontakt gekommen zu sein. Die Staude ist auch unter dem Namen Brennender Busch (Dictamnus albus) bekannt. Somit liegt die Diagnose einer Wiesengräserdermatitis (Dermatitis bullosa pratensis) nahe. Obwohl die Situation durch die Kombination von Gartenarbeit und Sonnenexposition relativ eindeutig scheint, sind Photoporphyrien, Dermatitis solaris oder Pellagra wichtige Differenzialdiagnosen, die abgeklärt werden müssen, betonen die Kollegen.
Ausgelöst wird die Wiesengräserdermatitis durch Hautkontakt mit pflanzlichen Photosensibilisatoren in Kombination mit UV-Strahlung. Neben manchen Rautengewächsen wie Diptam enthalten u.a. auch Maulbeergewächse und Doldenblütler solche Substanzen. Deren prominentester Vertreter ist der Riesenbärenklau (Heracleum giganteum), aber auch die Blätter der Karotte (Daucus carota subsp. sativus) können Photosensibilisatoren enthalten. Die Dermatitis bullosa pratensis tritt vor allem bei im Freien spielenden Kindern oder Gärtnern auf und stellt eine wichtige Differenzialdiagnose zu blasenbildenden Hautkrankheiten dar.
Therapeutisch ließen sich die Beschwerden der 57-Jährigen über Prednisolon lindern. Zunächst erhielt sie 50 mg intravenös, im Anschluss oral. Danach wurde die Menge schrittweise alle drei Tage um 10 mg reduziert. Im Rahmen der Lokaltherapie punktierten die Ärzte die Bullae und versorgten die Erosionen mit antibakterieller Gaze bzw. die Läsionen mit Kortisoncreme. Die Patientin konnte die Klinik nach acht Tagen verlassen.
Quelle: Münchhoff-Barker C, Elsner P, Tittelbach J. „57-jährige Patientin mit Blasen und striatiformen Erythemen an den Extremitäten“, Akt Dermatol 2023; 49: 180-183; DOI: 10.1055/a-1862-3672 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
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