Chronische Sinusitis kommt nicht von falscher Belüftung

Maria Weiß, Foto: thinkstock

Eine chronische Sinusitis ist kein Grund, gleich zum Skalpell zu greifen. Oft weicht die Entzündung mit topischen Steroiden und Antibiotika. Oder man probiert es mal mit dem Ballon.

Akute und chronische Rhinosinusitis werden leicht verwechselt, denn bis zu sechs Wochen nach einem banalen Schnupfen findet man noch flüchtige Verschattungen der Nasennebenhöhlen, erklärte Professor Dr. Hans-Wilhelm Pau von der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Rostock auf dem 34. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Berlin.

Sinusitis mit Polypen oft bei Asthmatikern

Von einer chronischen Rhinosinusitis spricht man erst, wenn Patienten mit endoskopisch nachgewiesenen Veränderungen mehr als zwölf Wochen lang Symptome aufweisen. Die polypenbildende Variante der Entzündung findet sich gehäuft bei Asthmatikern (7–15 %) und bei Patienten mit ASS-Intoleranz (36–60 %).

Eine mangelhafte Belüftung der Nebenhöhlen, anatomische An­omalien im Bereich der Nase oder Allergien scheinen bei der Entstehung der chronischen Sinusitis nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Auch die „Pilztheorie“ ist weitestgehend wieder verlassen worden, sagte der Kollege – auch wenn es im Einzelfall pilzbedingte Rhinosinusitiden geben kann.

Derzeit geht man davon aus, dass „banale“ Bakterien (oder Pilze) zu einer Potenzierung der Immunant-wort führen. Diese kann – z.B. über Il-5 und Eosinophile – in Richtung Polypenbildung oder über Faktoren wie TGF-beta oder neutrophile Granulozyten in Richtung Schleimhautverdickung gehen.

Nebenhöhlen röntgen bringt nicht viel

Die Diagnose einer chronischen Rhinosinusitis sollte möglichst endoskopisch gestellt werden. Eine radiologische Untersuchung „auf Verdacht“ ist Quatsch, denn bei den hier gefundenen Verschattungen handelt es sich meist nur um flüchtige Ergüsse. Auch für die Op.-Indikation reicht das Routine-CT nicht aus, da für die meisten minimalinvasiven Eingriffe Spezialuntersuchungen mit drei Ebenen gebraucht werden.

Operiert werden sollte aber erst, wenn die konservative Behandlung ausgereizt ist. Zur Basistherapie zählen Nasenspülungen und topische Steroide, die vor allem bei der polypösen Variante sehr gut wirken und ohne Bedenken auch längerfristig angewendet werden können.

Schneiden oder mit Ballon aufdehnen?

Vor allem bei der nicht-polypösen Form hat sich auch die Langzeitgabe von Makroliden etabliert. Als Alternative bei Polyposis kann Doxycyclin eingesetzt werden. In ersten Studien haben zudem Biologicals wie Anti-IL-5 oder Anti-IgE vielversprechende Wirkungen gezeigt.

Führt die konservative Behandlung nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, ist eine Operation indiziert. Der Eingriff erfolgt heute mit minimierten Gewebsabtragungen. Auch die Ballondilatation einzelner Höhlen kann im Einzelfall sinnvoll sein.

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