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Chronische Wunden verschließen
Eine chronische Wunde besteht definitionsgemäß über mindestens acht Wochen ohne Wundverschluss. Schuld an der fehlenden Selbstreparaturfähigkeit des Körpers sind dabei z.B. Perfusionsstörungen oder eine Superinfektion.
Für die Diagnose sollten die Entstehung der Wunde, die bisherige Behandlung sowie Begleiterkrankungen des Patienten berücksichtigt werden. An Untersuchungen empfehlen Dr. Bernhard Fichtl und Bernd Weinmann vom Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg neben der Inspektion auch eine internistisch differenzierte Laboruntersuchung inklusive rheumatologischer Basistests.
Biopsie bei Verdacht auf Malignom
Zusammen mit einer angiologischen Grunddiagnostik gelingt es anhand dieser Informationen meist, eine Ursache zu finden. Eine Biopsie sollte erfolgen, falls sich die Genese der Läsion nicht eindeutig zuordnen lässt oder der Verdacht auf ein Malignom bzw. eine Vakulitis besteht. Auch alle atypisch konfigurierten Ulzera werden bioptisch untersucht.
Ein Biofilm findet sich auf 70 % der chronischen Wunden. Dieser besteht aus einer von Bakterien gebildeten Glykokalix, die die Keime vor Antibiotika und der körpereigenen Abwehr schützt. Ein wichtiges Ziel der Behandlung besteht in der Entfernung dieses Films.
Keine Evidenz für Wundauflagen
Zum Management chronischer Wunden gehört daher die periodische Reinigung, bei der avitales Gewebe, Beläge und Detritus bis an das intakte Gewebe heran entfernt werden. Die Experten unterscheiden hierbei aktive und passive Verfahren. Zur passiven Wundreinigung zählen sie feuchtigkeitsspendende Maßnahmen, osmotische und enzymatische Reinigung sowie den Einsatz von Fliegenlarven.
Aktive Wundreinigung besteht dagegen aus Spülungen (mit NaCl- oder Ringerlösung) und Reinigung mit Kompressen, Instrumenten und Ultraschall. Aber auch antiseptische Behandlungen, zusammen mit mechanischer Wundreinigung, gehören dazu. Letztere wird als Dekontamination bezeichnet, mit der humanpathogene Mikroorganismen entfernt und eine systemische Infektion verhindert werden sollen.Von diesen beiden Methoden ist das chirurgische Débridement zu unterscheiden. Dabei entfernt der Arzt mit Skalpell, Schere oder Ringkürette Fremdkörper, Beläge und Detritus. Avitale Anteile werden radikal bis in intaktes Gewebe hinein abgetragen.
Wundauflagen dienen zur Abdeckung offener Stellen. Allerdings gibt es für eine beschleunigte Abheilung durch solche Auflagen keine gesicherte Evidenz. Dennoch verwenden die Autoren je nach Situation Kompressen, Schaumstoffe, Hydrokolloide, Hydrofasern, Polyacrylatsuperabsorber, jod- und silberhaltige Auflagen oder Aktivkohle. Das Ziel der Behandlung muss es sein, die Wunde adäquat feucht zu halten. Sie sollte also weder nässen noch austrocknen.
Vernetzung von Ärzten und Pflegedienst wichtig
Als Besonderheiten nennen die Kollegen Ulzera über bradytrophem Gewebe, wie Sehnen oder Gelenkkapseln. Da an diesen Stellen bei Austrocknung irreversible Schäden drohen, warnen sie vor dem Einsatz von Superabsorbern. Eine trockene Gangrän dagegen darf keinesfalls feucht verbunden werden, da man sonst eine Sepsis induzieren könnte. Auch den Wundrand sollte der Arzt im Auge behalten. Vor allem bei sezernierenden Wunden kann dieser leicht aufweichen. Die Autoren greifen in kritischen Fällen zu einem Acrylatfilm.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit trage zum Erfolg des Wundmanagements bei. Im ambulanten Setting sei deshalb die Vernetzung zwischen den Ärzten und einem erfahrenen Pflegedienst extrem wichtig, betonen die Kollegen.
Quelle: Bernhard Fichtl et al., Dtsch Med Wochenschr. 2015; 140: 1198-1201
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