
Chronischer analer Pruritus
Unter den juckenden Dermatosen der Analregion führen zahlenmäßig die Ekzeme, so Dr. Bernhard H. Lenhard, Heidelberg. Das irritativ toxische Analekzem entsteht häufig durch fäkulente Hautreizung bei Inkontinenz oder Hämorrhoiden. Es kann aber auch die Folge sehr häufiger Diarrhöen sein (z.B. nach Rektum-Amputation).
In der Akutphase helfen austrocknende Sitzbäder mit Eichenrinde und Steroidlotionen (z.B. mit Betamethason), die jedoch nur kurzfristig eingesetzt werden sollten. Nach Abheilung der nässenden Läsionen erhält der Patient zum Hautschutz eine weiche Zinkpaste. Als Rezidiv-prophylaxe muss die proktologische Grunderkrankung behandelt werden.
Ekzeme austrocknen und Grunderkrankung behandeln
Eine der häufigsten Quellen für Fehldiagnosen (z.B. Mykose) ist das mit extrem starkem Juckreiz verbundene atopische Analekzem. Unklare Hautveränderungen sollten ggf. bioptisch geklärt werden, da bei langjährigem Verlauf der Übergang in ein Spinalzellkarzinom droht.
Die akute Exazerbation dieses Ekzems behandelt Dr. Lenhard mit mittelstark bis stark wirksamen Steroidcremes (z.B. Mometason, Prednicarbat). Calcineurin-Inhibitoren (z.B. Pimecrolimus, Tacrolimus) kommen wegen des Brennschmerzes erst nach Abklingen der akuten Entzündung infrage. Später folgt die optimierte Hautpflege kombiniert mit Calcineurin-Inhibitoren bei Bedarf.
Verzicht auf parfümiertes Toilettenpapier schützt vor Allergie
Allergische Kontaktekzeme werden seit der Marktrücknahme des früher zur Hämorrhoidaltherapie eingesetzten Bufexamac nur noch selten gesehen. Die Hitliste der proktologischen Allergene führen inzwischen Duftstoffe (feuchtes Toilettenpapier), Lokalanästhetika und Konservierungsstoffe an. Therapeutisch müssen zunächst alle (proktologischen) Externa abgesetzt werden, wie bei anderen Ekzemen fördern tanninhaltige Sitzbäder das Abtrocknen der Läsionen. Als Medikation setzt Dr. Lenhard Hydrocortison 1 %, z.B. in Basisemulsion, ein. Nicht vergessen sollte man die Austestung potenzieller Allergene (nach Abheilung), damit der Patient diese künftig, z.B. in Augentropfen, meiden kann.
Neben Ekzemen machen sich zahlreiche andere Hautleiden mit analem Pruritus bemerkbar. Eine der häufigsten Ursachen ist die Psoriasis, hier kann eine Rhagade in der Rima ani die einzige Manifestation sein (im Zweifel bioptisch klären). Für seinen massiven Juckreiz – fast so stark wie beim atopischen Ekzem – ist der Lichen ruber planus bekannt. In der Analregion finden sich typischerweise polygonale, glänzende Papeln, es gibt aber auch hoch erosive Verläufe. Im Verdachtsfall hilft ein Blick in den Mund (Wickham-Streifung) und auf die oft mit betroffenen Schienbeinvorderkanten. Therapeutisch setzt Dr. Lenhard auf potente Steroide (Klasse III bis IV).
Anale Läsion auch auf Psoriasis und Lichenose prüfen
Vor allem in der erosiven Phase löst auch der Lichen sclerosus heftigen Pruritus aus. Entgegen früherer Auffassung handelt es sich dabei um eine sklerodermiforme Erkrankung - nicht um die Folge eines Hormonmangels. Testosteron- und östrogen-haltige Externa gelten deshalb inzwischen als obsolet. Stattdessen behandelt man betroffene Patienten bis zur Entzündungsfreiheit mit potenten Steroiden (z.B. Mometason, Clobetasol), später folgen Calcineurin-Inhibitoren und schließlich die optimierte Hautpflege. Wegen des hohen Spinaliom-Risikos empfiehlt Dr. Lenhard halbjährliche Kontrollen (ggf. Histologie).
Ebenfalls für Juckreiz bekannt sind perianale Mykosen: Eine primäre Candidiasis findet sich fast nur bei Säuglingen (Windeldermatitis), bei immunkompetenten Erwachsenen erfolgt eine sekundäre Infektion z.B. von Ekzemen. Für die Praxis gilt: Es gibt keine perianale Mykose ohne klinisches Korrelat. Eine Kolonisation bedeute noch keine Infektion, sollte also auch nicht behandelt werden, betonte Dr. Lenhard.
Herpes genitalis führt zu analem Pruritus
Zu Beginn ebenfalls mit analem Juckreiz manifestieren können sich der Herpes genitalis und der anale Herpes zoster (S4/S5). Als bakterielle Pruritusquelle kommt die Streptokokkendermatitis infrage, die bei Erwachsenen meist nur eine lokale Rötung auslöst.
Quelle: 14. Mannheimer Koloproktologie Update: „Was Sie schon immer wissen wollten“, Mannheim, 2015
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