
Können CAR-T-Zellen eine rezidivierte/refraktäre CLL heilen?

Die chronische lymphatische Leukämie ist eine relativ indolente Erkrankung, gilt aber nichtsdestotrotz bisher als unheilbar mit Standardtherapien. Dass man in einigen Fällen jetzt von einer Heilung sprechen kann, liegt an der Entwicklung von T-Zellen mit chimärem Antigenrezeptor (CAR-T-Zellen). Retrospektive Daten aus zwei Studien, die Dr. Benjamin F. Frost, University of Pennsylvania, Philadelphia, nun vorstellte, zeugen von einem Langzeitansprechen von Patient:innen mit fortgeschrittener CLL auf diese Behandlung.
Die Prognose insbesondere der rezidivierten oder refraktären CLL war bis vor Kurzem sehr schlecht. Die Behandlung mit CAR-T-Zellen hat hier in den letzten Jahren aber längere Überlebenszeiten gebracht.
31 Erkrankte mit PR oder CR nach einem Jahr betrachtet
Zur systematischeren Erfassung wurden die Resultate zweier an der University of Pennsylvania durchgeführter Studien ausgewertet. Besondere Beachtung fanden die Daten von 31 Erkrankten mit r/r CLL, die sich ein Jahr nach Behandlung mit einer von zwei CAR-T-Zell-Varianten ohne Progress in einer mindestens partiellen Remission befanden.
Nach median 6,5 Jahren Follow-up betrug die Fünf-Jahres-PFS-Rate der 14 Patient:innen, die nur die CAR-T-Zellen erhalten hatten, 57,1 %, die Gesamtüberlebensrate 78,6 %. Bei 17 weiteren Betroffenen, die zusätzlich Ibrutinib bekommen hatten, lag das progressionsfreie Überleben bei 64,7 %, das Gesamtüberleben bei 70,6 %. Todesursachen waren in einem Fall die CLL, in zwei Fällen Infektionen und einmal ein neues Malignom. Hatte die Progressionsfreiheit einmal vier Jahre lang bestanden, gab es hinterher bislang keine Rezidive mehr.
Die Tiefe der Remission nach der CAR-T-Zell-Therapie korrelierte mit der Prognose: Die 22 Patient:innen, die ein Jahr nach der Therapie in Komplettremission gewesen waren, hatten ein signifikant längeres OS (p = 0,014) ebenso wie progressionsfreies Überleben (p = 0,046) als diejenigen mit nur partieller Remission.
Als Nebenwirkung trat oft eine Hypogammaglobulinämie auf: 90 % der Patient:innen mussten mindestens einmal im Verlauf intravenöse Immunglobuline erhalten, bei fast zwei Dritteln war das zum Zeitpunkt des letzten Follow-ups noch monatlich erforderlich. Bei 16 von 22 Patient:innen, die irgendwann durchflusszytometrisch untersucht wurden, lag der Anteil von B-Zellen an den Leukozyten unter 1 % – den Forschenden zufolge Zeichen für eine funktionelle Persistenz der CAR-T-Zellen.
Wer für zwölf Monate ansprach, tat es oft länger
Patient:innen mit r/r CLL, die ein Jahr nach CAR-T-Gabe progressionsfrei sind, haben also gute Chancen, das auch nach fünf Jahren noch zu sein, so Dr. Frost. Ein Teil von ihnen kann damit möglicherweise als geheilt gelten.
Quelle:
Frost BF et al. 66th ASH Annual Meeting; Abstract 588
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