COVID-19 – Studie aus Wuhan zu Verlauf und Risikofaktoren

Dr. Andrea Wülker

Eine retrospektive Auswertung von Daten stationär behandelter chinesischer Patienten gibt erste Erkenntnisse. Eine retrospektive Auswertung von Daten stationär behandelter chinesischer Patienten gibt erste Erkenntnisse. © iStock/4X-image

Wie ist der klinische Verlauf bei COVID-19, anhand welcher Parameter lässt sich auf eine potenziell tödliche Entwicklung schließen, und wie lange scheiden Patienten Viren aus?

Analysiert wurden die Daten von erwachsenen Frauen und Männern, die aufgrund einer bestätigten COVID-19-Erkrankung im Wuhan Pulmonary Hospital oder im Jinyintan Hospital in Wuhan behandelt und bis 31. Januar 2020 entlassen worden oder bis zu diesem Zeitpunkt verstorben waren. Aus den Krankenakten wurden demographische, klinische sowie Labor- und Therapiedaten entnommen und zwischen den Überlebenden und Verstorbenen verglichen.

Fast die Hälfte litt unter Begleiterkrankungen

Von den untersuchten 191 Patienten starben 54 in der Klinik, die übrigen 137 konnten aus der stationären Behandlung entlassen werden, schreiben die chinesischen Wissenschaftler. Fast die Hälfte (48 %) der stationär behandelten COVID-19-Patienten wies Begleiterkrankungen auf, am häufigsten eine Hypertonie (30 %), gefolgt von Dia­betes (19 %) und koronarer Herzkrankheit (8 %).

Klinischer Verlauf und Komplikationen

  • Bei der stationären Aufnahme wurden Fieber, Husten, Sputumproduktion und Fatigue als häufigste Symptome beobachtet.
  • 40 % der COVID-19-Patienten entwickelten eine Lymphozytopenie.
  • 95 % der Kranken erhielten Antibiotika, 21 % antivirale Medikamente (Lopinavir/Ritonavir).
  • 32 Patienten benötigten eine invasive mechanische Beatmung, von ihnen überlebte nur ein Patient.
  • Als häufigste Komplikation trat eine Sepsis auf, gefolgt von respiratorischem Versagen, ARDS, Herzinsuffizienz und septischem Schock.
  • Die Hälfte der Patienten, die später verstarben, erlitt eine Sekundärinfektion.
Als Warnzeichen für einen potenziell tödlichen Verlauf konnten die Autoren folgende Parameter ausmachen:
  • Höheres Lebensalter
  • Höherer SOFA(Sequential Organ Failure Assessment)-Score und
  • D-Dimer-Wert > 1 µg/ml bei der stationären Aufnahme

Mögliche Risikofaktoren für schlechte Prognose

Bei den Überlebenden lag die mediane Dauer der Virusausscheidung bei 20 Tagen; die längste beobachtete Virusausscheidung war 37 Tage. Bei den Patienten, die starben, war SARS-CoV-2 bis zum Tod nachweisbar. Die potenziellen Risikofaktoren fortgeschrittenes Lebensalter, ­­D-Dimer > 1 µg/ml und ein hoher SOFA-Score können hilfreich sein, um bereits zu einem frühen Zeitpunkt Patienten mit einer schlechten Prognose zu identifizieren. Eine prolongierte Virusausscheidung bildet die Rationale für die Isolation Infizierter und für zukünftige optimale antivirale Interventionen, so das Fazit der Autoren.

Quelle: Zhou F et al. Lancet 2020; 395: 1054-1062; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30566-3

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