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Depression als psychiatrischer Notfall

Abdol Ameri

Intranasales Esketamin verschafft rasche und spürbare Entlastung. (Agenturfoto) Intranasales Esketamin verschafft rasche und spürbare Entlastung. (Agenturfoto) © Anton – stock.adobe.com

Für die Akuttherapie von depressiven, akut suizidgefährdeten Patienten hatte man bislang nichts in der Hand, um die Symptome rasch zu lindern. Im stationären Bereich kann man den psychiatrischen Notfall nun per Nasenspray angehen.

Für Patienten, die wegen akuter Suizidalität stationär aufgenommen werden, besteht ein hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen. „Beim psychiatrischen Notfall hat die rasche Linderung des Leidensdrucks die höchste Priorität“, sagte Privatdozentin Dr. Ute Lewitzka von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dresden. Orale Antidepressiva benötigen jedoch mehrere Wochen, bis sie ihre volle Wirkung entfalten.

Eine schnelle Entlastung kann der Einsatz von Esketamin Nasenspray (Spravato®) verschaffen. Die Substanz ist seit Februar 2021 auch für die akute Kurzzeitbehandlung in Kombination mit oralen Antidepressiva zugelassen bei Erwachsenen mit mittelgradigen bis schweren Depressionen zur schnellen Reduktion depressiver Symptome, die nach ärztlichem Ermessen einem psychiatrischen Notfall entsprechen.

In den zulassungsrelevanten Phase-3-Studien ASPIRE I und ASPIRE II führte die intranasale Anwendung von Esketamin (zweimal wöchentlich 84 mg zusätzlich zu einer Standardtherapie) zu einer raschen Symptomreduktion.1,2 An den randomisierten, placebokontrollierten Studien nahmen 226 bzw. 230 depressive Patienten (Gesamtscore ≥ 28 auf der Montgomery-Asberg Depression Scale, MADRS) teil, die aufgrund von akuter Suizidgefahr stationär aufgenommen worden waren. Bereits 24 Stunden nach der ersten Dosis erreichten die Patienten der Verumgruppe eine statistisch signifikante und klinisch relevante Reduktion des MADRS-Scores um rund 4 Punkte im Vergleich zu Placebo plus Standardtherapie.1,2

Die Suizidalität ging in beiden Gruppen rasch und nicht-signifikant unterschiedlich zurück. Dies könnte an der sofortigen stationären Aufnahme der Patienten und der intensiven Betreuung (optimierte antidepressive Behandlung, Zuwendung, Diagnostik, Visiten etc.) gelegen haben, mutmaßte Professor Dr. Andreas Reif, Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Frankfurt.

Er sieht in Esketamin Nasenspray eine wertvolle Ergänzung des pharmakotherapeutischen Portfolios in der stationären psychiatrischen Behandlung. Die zweimal wöchentlichen Applikationen lasse sich gut in die Abläufe einer allgemeinpsychiatrischen Station implementieren.

Quellen:
1. Fu D et al. J Clin Psychiatry 2020; 81: 19m13191; DOI: 10.4088/JCP.19m13191
2. Ionescu DF et al. Int J Neuropsychopharmacol 2021; 24: 22-31; DOI: 10.1093/ijnp/pyaa068
Virtuelle Launch-Pressekonferenz „Neue Zulassung von Esketamin Nasenspray zur akuten Kurzeitbehandlung depressiver Symptome bei einem psychiatrischen Notfall – Vorstellung der Daten“; Veranstalter: Janssen-Cilag


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