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Diabetesforscherin erhält höchste Auszeichnung für Entwicklung von Liraglutid

Angela Monecke

Forschen zum selben Thema: Prof. Dr. Nauck und Lotte Bjerre Knudsen. Forschen zum selben Thema: Prof. Dr. Nauck und Lotte Bjerre Knudsen. © Novo Nordsik

GLP1-Rezeptoragonisten (GLP1-RA) gelten heute als ein Grundpfeiler der Adipositas- und Typ-2-Diabetes-Therapie. Für ihre Forschungs-
arbeit an der Entwicklung von Liraglutid hat die Diabetesforscherin Lotte Bjerre Knudsen, Kopenhagen, beim Diabetes Kongress in Berlin die Paul-Langerhans-Medaille, die höchste Auszeichnung der DDG erhalten.

„Ich freue mich sehr über diese Anerkennung“, sagte Lotte Bjerre Knudsen – vor allem auch deshalb, weil die hohe Auszeichnung an sie als eine Forscherin aus der Industrie ging: Knudsen ist Chief Scientific Advisor in Research & Early Development bei Novo Nordisk. Über die langjährige Entwicklung von GLP1-Rezeptoragonisten und deren Einsatz bei Typ-2-Diabetes und Adipositas diskutierten Journalist*innen bei einem Pressegespräch im Anschluss an die Preisverleihung. 

Bereits vor 30 Jahren hat Lotte Bjerre Knudsen mit der GLP1-basierten Forschung begonnen, die zu ihrem „Baby“ wurde, berichtete sie. Das Interesse an der Erforschung von GLP1-RA sei in den 1990er-Jahren allerdings „nicht gerade groß“ gewesen, da der Fokus seinerzeit vornehmlich auf Insulin und oralen Antidiabetika lag. Heute zu sehen, wie die Einführung von GLP1-RA das Leben von Millionen von Patient*innen mit Typ-2-Diabetes verändert habe, berühre sie. Die bisherigen Erfolge bildeten eine gute Basis, um den Betroffenen auch künftig „noch mehr Nutzen zu bieten“, betonte Knudsen.

Dass Hormone aus dem Magen-Darm-Trakt ein hohes Therapiepotenzial besitzen, weiß Prof. Dr. Michael Nauck aus Bochum schon lange. Seit Jahrzehnten ist der Leiter der Klinischen Forschung im St. Josef-Hospital (Klinikum der Ruhr-Universität Bochum) dem Geheimnis der Inkretine auf der Spur, gilt als einer der weltweit führenden Expert:innen der GLP1-basierten Forschung und Therapie. Neben der Senkung von Blutzucker und Gewicht könnten GLP1-Rezeptoragonisten u.a. auch gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern, betonte der Forscher. Diese Wirkstoffe seien deshalb „ein wichtiges Werkzeug für uns“. Liraglutid (Saxenda®) und Semaglutid (Diabetes-Medikament Ozempic®, Adipositas-Medikament Wegovy®) kommen heute in der Therapie des Typ-2-Diabetes und der Adipositas zum Einsatz, da sie durch chemische Veränderungen länger wirksam sind als GLP1-Analoga. 

Bei Typ-2-Diabetespatient*innen mit Herzproblemen können GLP1-RA das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE), vor allem für nicht-tödlichen Schlaganfall, senken. Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer klinisch relevanten kardiovaskulären Erkrankung empfiehlt die aktuelle Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes den frühen Start einer Kombinationstherapie aus Metformin und einem SGLT2-Inhibitor oder einem GLP1-RA mit belegtem kardiovaskulärem Nutzen.

Laut S3-Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) sollten Menschen mit Adipositas heute multimodal, interdisziplinär und individuell behandelt werden. Neben dem sog. Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie gehören zu einer modernen Adipositastherapie mittlerweile auch bariatrische und medikamentöse Therapieansätze. Als Medikament kommt Liraglutid zum Einsatz: Es hilft bei der Gewichtsreduktion, beeinflusst metabolische und kardiovaskuläre Risikofaktoren positiv und kann auch in der Langzeitbehandlung der Adipositas angewandt werden. Nach einjähriger Therapie mit Liraglutid (3 mg) verloren Patient*innen mit Adipositas (Early Responder) 11,2 % an Körpergewicht. Als Adipositas-Medikament ist seit September 2022 auch Semaglutid (Wegovy®) in der EU zugelassen, in Deutschland bislang allerdings noch nicht verfügbar. 

Durch die neuen medikamentösen Optionen ließe sich heute „die Lücke zwischen Basisprogramm und bariatrischer Behandlung effektiv schließen“, so Prof. Dr. Nauck. Die Forschung beschäftige sich nun mit weitergehenden Fragen, etwa wie lange eine Behandlung mit GLP1-RA andauern sollte und wann die Dosierung gegebenenfalls reduziert werden kann.

Quelle: Meet-the-Expert: „GLP-1 RA for type 2 diabetes and obesity therapy – a glimpse into history, presence and future”, Diabetes Kongress 2023 

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Forschen zum selben Thema: Prof. Dr. Nauck und Lotte Bjerre Knudsen. Forschen zum selben Thema: Prof. Dr. Nauck und Lotte Bjerre Knudsen. © Novo Nordsik