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Durch längere Blutdruckkontrolle zu mehr Schutz vorm Schlaganfall?
Trotz ausgedehnter Diagnostik bleibt die Ursache bei 20–40 % aller Schlaganfälle unklar. Zwei aktuelle Studien deuten darauf hin, dass häufig ein unentdecktes Vorhofflimmern verantwortlich ist.
Routinemäßig erhalten Patienten mit kryptogenem Schlaganfall ein 24-Stunden-EKG, um paroxysmales Vorhofflimmern (VHF) aufzuspüren. Doch Beobachtungsstudien ließen ahnen, dass dieser Zeitraum zu kurz ist. Zwei neue Untersuchungen untermauern den Verdacht.
In der EMBRACE*-Studie erhielten 572 Patienten im Mindestalter von 55 Jahren nach Schlaganfall oder TIA randomisiert einen 30-Tage-EKG-Rekorder (Intervention) oder die übliche 24-Stunden-Messung (Kontrolle).1 Primärer Endpunkt war neu entdecktes VHF ≥ 30 Sekunden innerhalb von 90 Tagen.
Langzeitmessung entdecken VHF zuverlässiger
Die Rhythmusstörung fand sich bei 16,1 % aus der Interventionsgruppe, aber nur bei 3,2 % im Kontrollkollektiv, schreiben Dr. David Gladstone von der Abteilung für Neurologie der Universität Toronto und Kollegen. Ein mindestens 2,5 Minuten dauerndes VHF ermittelte man bei 9,9 vs. 2,5 %. Die Hälfte der Fälle bei 30-Tages-Messung ließ sich in der ersten Woche erfassen, nach zwei Wochen waren es drei Viertel.
Die fünffach höhere Detektionsrate hatte therapeutische Konsequenzen: Fast doppelt so viele Patienten erhielten statt einfacher Plättchenhemmung eine orale Antikoagulation. Verlängertes Monitoring bietet bessere Möglichkeiten, einen der wichtigsten Schlaganfall-Risikofaktoren aufzuspüren und zu behandeln, so das Fazit der Autoren.
In der CRYSTAL-AF**-Studie erhielten 441 Patienten ≥ 40 Jahre mit gleicher Anamnese randomisiert einen implantierten kardialen Monitor (ICM) oder eine konventionelle Überwachung im Sinne mehrerer ambulanter EKG.2 Primärer Endpunkt war hier neu entdecktes Vorhofflimmern nach sechs Monaten und im zweiten Endpunkt nach 12 Monaten.
Nach einem halben Jahr hatte das Team um Dr. Tommaso Sanna vom Institut für Kardiologie an der Catholic University of the Sacred Heart in Rom mit dem ICM bei 8,9 % der Teilnehmer und mit Routine-EKG bei 1,4 % ein VHF festgestellt.
Konsequenz: Mehr Antikoagulantien zur Prävention
Nach einem Jahr betrugen die Raten 12,4 vs. 2 %. Auch in dieser Studie führte die Diagnose dazu, dass deutlich mehr Patienten orale Antikoagulanzien erhielten, am Schluss lag der Anteil bei 97 %.
Der Leitartikler Dr. Hooman Kamel von der Neurologischen Abteilung am Weill Cornell Medical College in New York plädiert nach diesen Ergebnissen dafür, bei der Mehrzahl der Patienten nach einer TIA oder einem Hirninsult ein Monitoring über einige Wochen vorzunehmen.
Dafür dürften aber externe Rekorder genügen, ein Vorteil von implantierten Geräten sei bislang nicht erkennbar.
Quellen: 1. David J. Gladstone et al., N Engl J Med 2014; 370: 2467-2477
2. Tommaso Sanna et al., a.a.O.: 2478-2486
3. Hooman Kamel, a.a.O.: 2532-2533
*Event Monitor Belt for Recording Atrial Fibrillation after a Cerebral Ischemic Event
**Cryptogenic Stroke and Underlying AF
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