Eierstockkrebs: Kleine Organe – große Therapie

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Etwa 8000 Frauen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Eierstockkrebs – in der Fachsprache Ovarialkarzinom genannt. Privatdozent Dr. med. Martin Heubner erklärt Perspektive LEBEN die Therapie des Eierstockkrebses.



Späte Entdeckung.
Das durchschnittliche Erkrankungsalter beim Ovarialkarzinom liegt bei etwa 70 Jahren. Frühsymptome fehlen bei dieser Krebserkrankung in der Regel, daher wird sie oft erst in einem späten Stadium entdeckt. „Zur Therapie gehört eine sachgerechte und umfassende Operation“, sagt Dr. Heubner. „Standardmäßig werden beide Eierstöcke, die Gebärmutter, das große Bauchnetz, sowie das Bauchfell des kleinen Beckens und aller weiteren auffälligen Regionen entfernt.“

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Die Operation des Ovarialkarzinoms ist in der Regel aufwendig, da durch den direkten Ausbreitungsweg praktisch alle Organe des Bauchraums – vom kleinen Becken bis zum Oberbauch inklusive Zwerchfell – befallen sein können. Hier muss gegebenenfalls eine Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen erfolgen. Am häufigsten wird ein Chirurg vom gynäkologischen Onkologen hinzugezogen.

Der Darm spielt eine wichtige Rolle

Eine besondere Bedeutung bei der Operation hat oft der Darm, denn nicht selten müssen Darmteilstücke entfernt werden. Diese können häufig anschließend wieder miteinander verbunden werden, manchmal ist jedoch auch die Anlage eines künstlichen Darmausgangs notwendig. In einigen Fällen wird dieser später wieder operativ zurückverlegt. „Erreicht man die Entfernung des kompletten Tumors aus dem Bauchraum, werden zusätzlich Lymphknoten im Bereich des kleinen Beckens und der Hauptschlagader entfernt“, so Dr. Heubner.


Die Beschwerden, die nach einer solchen Operation auftreten können, hängen vom Umfang des Eingriffs ab. Häufig ist vor allem eine vorübergehende Darmträgheit mit gespanntem und geblähtem Bauch unmittelbar nach der Operation. Der Darm muss dann durch Medikamente und körperliche Aktivität angeregt werden, wieder normal zu arbeiten. Nach der Entfernung von Lymphknoten kann es zu Lymphabflussstörungen im Bereich der Beine kommen, die sich in Beinschwellungen äußern. Häufig sind diese Probleme aber zeitlich begrenzt. Verletzungen kleinerer Hautnerven während der Operation können zu vorübergehenden Empfindungsstörungen führen, vor allem im Bereich der Beine.

Auswirkungen auf die Hormone

Ovarialkrebs: Die Lage der OrganeDurch die Entfernung der Eierstöcke werden jüngere Frauen, die noch nicht im Klimakterium sind, in die Wechseljahre versetzt. Die Folge können typische Wechseljahresbeschwerden in Form von Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen sein. Diese Beschwerden können durch die Einnahme von Medikamenten gelindert werden.


„In sehr frühen Erkrankungsstadien kann die Operation auch in ihrem Umfang eingeschränkt werden, so zum Beispiel bei bestehendem Kinderwunsch jüngerer Frauen, dies ist jedoch leider die Ausnahme“, ergänzt Dr. Heubner. Nach der Operation erfolgt eine Chemotherapie. Sie zielt darauf ab, eventuell noch im Körper verbliebene Krebszellen durch zellwachstumshemmende Medikamente abzutöten. Die Standardtherapie besteht aus einer Kombinationstherapie von zwei dieser Wirkstoffe. „Die Behandlung dauert vier bis fünf Monate. Sie wird ambulant durchgeführt. Die Patientin muss lediglich alle drei Wochen vorstellig werden. Hinzu kommen Blutwertkontrollen, die ebenfalls ambulant wöchentlich stattfinden“, so Dr. Heubner zum Behandlungsumfang.

Antikörper hemmt das Tumorwachstum

Neuere Studien haben ergeben, dass Patientinnen im fortgeschrittenen Tumorstadium auch von der Gabe eines speziellen Antikörpers profitieren. Dieser Antikörper gehört zur Wirkstoffgruppe der sogenannten Angiogenese-Hemmer. In dieser Funktion verhindert der Wirkstoff die Ausbildung von neuen Gefäßen.


„Denn die Neubildung von Blutgefäßen ist die Voraussetzung für einen Tumor, um weiter wachsen und streuen zu können“, sagt der Gynäkologe. „Auch das Tumorgewebe ist auf eine Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr angewiesen. Der Antikörper verhindert somit das Wachstum des Tumors.“ Der Angiogenese-Hemmer wird gemeinsam mit der Chemotherapie verabreicht und nach ihrer Beendigung für ein Jahr im Sinne einer Erhaltungstherapie weiter gegeben.

Die Nachsorge gibt Sicherheit


Dieser Ratgeber hilft Ihnen weiter

Orientierung und Information über die Erkrankung und ihre Behandlung bietet unter anderem der Patientinnen-Ratgeber der Deutschen Krebshilfe e.V., der online kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung steht:
 http://www.krebshilfe.de/wir-informieren/material-fuer-
betroffene/blaue-ratgeber.html

Nach der Chemotherapie werden Nachsorgeuntersuchung alle drei Monate empfohlen, nach drei Jahren können die Intervalle auf halbjährliche Kontrollen verlängert werden. Tritt in den ersten drei Jahren die Erkrankung nicht erneut auf, stehen die Chancen auf eine Heilung relativ gut. Nach fünf Jahren ist die Aussicht noch besser, da ab diesem Zeitpunkt Rückfälle nicht ausgeschlossen, aber wesentlich seltener sind.


Wichtig für den Behandlungserfolg sind vor allem das Können und die Erfahrung des behandelnden Arztes mit der Erkrankung. „Da beim Eierstockkrebs häufig unterschiedliche Spezialisten gefragt sind, sollten Patientinnen darauf achten, dass die gewählte Klinik über ein breites Spektrum an entsprechenden Fachdisziplinen verfügt. Auch eine gute intensiv-medizinische Betreuung ist wichtig“, betont Dr. Heubner. „Solche Anforderungen erfüllen in der Regel nur ausgewiesene gynäkologisch-onkologische Zentren – die idealerweise auch an klinischen Studien zum Thema Ovarialkarzinom teilnehmen.“

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