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Ein Arzt als Krebspatient: „Ich fühlte mich stets gesund“

Meine Diagnose im Frühling 2016 lautete Bronchialkarzinom im fortgeschrittenen Stadium. Ich müsse sicher sterben – so dachte ich. Alles brach vor mir zusammen. Ich war auf so etwas nicht vorbereitet. Der Schock war riesengroß, denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nichts von meiner Erkrankung bemerkt. Nach dem Winter joggte ich wieder. Meine Leistung ließ jedoch zu wünschen übrig. Ich kam schneller aus der Puste als gewohnt – und als sich dies nicht änderte, suchte ich einen Pneumologen auf. Ich vermutete eine allergische Reaktion meiner Atemwege auf den anhaltenden Pollenflug in jenen Wochen.
Ich konnte die Schatten sehen
Dem mir gut bekannten Facharzt schilderte ich meine Beschwerden und verabreichte ihm gleich meine Diagnose. Nachdem er meine Lunge abgehört hatte, riet er zu einer sofortigen Röntgenuntersuchung. Von einem Allergietest, den ich erwartet und schon fast eingefordert hatte, hielt er nichts. Das machte mich irgendwie nervös, denn es zerstörte meine für mich schlüssige und zugleich harmlose Theorie bezüglich meiner leichten Atemlosigkeit. Ich begann sofort, über einen neuen Grund nachzudenken. Allerdings ergebnislos.
Als ich dann nach der Aufnahme zur Besprechung erneut ins Arztzimmer gerufen wurde, empfing mich mein Kollege mit ernster Miene. Und schon das traf mich wie ein Schlag. Lungenkrebs schoss mir durch den Kopf. Mir wurde schwindelig, bevor er überhaupt etwas sagte. Ich setzte mich. Er drehte seinen Computerbildschirm so, dass ich das Röntgenbild gut erkennen konnte. Als Arzt hatte ich natürlich Erfahrung mit dem Lesen solcher Aufnahmen – und mich packte die nackte Angst! Überall, auf beiden Lungenflügeln, konnte ich Schatten sehen. Mein Kollege bestätigte auch sogleich, dass diese dort – wie von mir vermutet – nicht hingehören. Die Diagnose lautete Bronchialkarzinom. Dabei fühlte ich mich doch stets gesund!
Die Prognose war schlecht
Weitere Untersuchungen in einer Hamburger Fachklinik belegten die Diagnose und bestimmten die Ausdehnung des Tumors. Ich befand mich in einem fortgeschrittenen Stadium. Meine Aussichten waren schlecht. Die gesamte Lunge war betroffen. Die Standardtherapie, Operation oder Bestrahlung, kam nicht mehr infrage. Ich erkundigte mich beim behandelnden Onkologen, wie lange ich noch zu leben habe. Er entgegnete mir mit einer gewissen Ruhe, die mir das erste Mal ein wenig Hoffnung machte, dass es durchaus noch gute Therapieoptionen gäbe. Er erzählte von einer neuartigen Chemotherapie beziehungsweise einem Medikament, das im Rahmen einer Studie vielversprechende Ergebnisse hervorbrachte.
Rückblickend verhielt ich mich hysterisch
Bereits einige Tage später ging es mit der Behandlung los. Ich achtete in den nachfolgenden Wochen sehr genau auf meine Atmung. Immer wenn ich meinte, eine Verschlechterung wahrgenommen zu haben, schwand meine zu Beginn aufgeflammte Hoffnung. Rückblickend verhielt ich mich ziemlich hysterisch. Es war ein unerträgliches Auf und Ab der Gefühle – bis zu dem Tag der ersten Kontrolluntersuchung. Die Ärzte sahen eine positive Tendenz, wollten aber noch keine Prognose abgeben. Das hatte ich nicht erwartet und es machte mir Mut.
Im weiteren Verlauf der Chemo glaubte ich dann, eine Verbesserung meiner Atmung zu spüren. Diese leichte Enge in den Atemwegen war weg. Die zweite Kontrolle bestätigte meinen Eindruck. Die Tumoren hatten sich deutlich verkleinert. Ich schaute nach vorne. Am Ende des Behandlungs-Zyklus waren auf den Röntgenaufnahmen keine Schatten mehr zu erkennen. Es war wie eine Wiedergeburt. Ich machte Zukunftspläne.
Warten auf eine heilende Therapie
Vier Monate nach der Behandlung – der Schock. Der Krebs fing wieder an zu wachsen. Ich stürzte noch tiefer als zuvor und begab mich in psychoonkologische Betreuung. Die Ärzte reagierten mit einer zielgerichteten Therapie. Dieses Mal schluckte ich Tabletten. Die speziellen Wirkstoffe unterbrechen die Signale in der Tumorzelle und stoppen so das Zellwachstum. Der Tumor wird kleiner und stirbt. Mein Körper reagierte mit einem heftigen Hautausschlag auf die neue Therapie. Für die Onkologen war dies ein Zeichen, dass das Medikament wirkte. Bereits die ersten Kontrollen bestätigten die Vermutung.
Bewusst leben
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