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Ein Symptom zum Erbrechen: Patienten mit Emesis ohne Durchfall schnell übergeben!

Tritt der Mageninhalt auf unphysiologischem Weg wieder in Erscheinung, steckt in 95 % der Fälle eine ungefährliche Ursache dahinter. Es gibt aber auch Patienten mit Erbrechen, bei denen die zugrundeliegende Erkrankung binnen weniger Stunden zum Tod führen kann, warnte Dr. Wolfgang Tonn, Allgemeinmediziner und Notarzt aus Heidelberg. Genau diese potenziell lebensbedrohlichen Auslöser gilt es herauszufiltern. Der Kollege startet deshalb mit zwei Fragen:
1. Sieht das Erbrochene wie Kaffeesatz aus?
Der „Kaffeesatz“ hat sich als anschauliche Beschreibung des Hämatins anamnestisch bewährt. Blutbeimengungen verlangen immer nach einer umgehenden Klinikeinweisung mit dem Rettungswagen, erinnerte Dr. Tonn. Deuten die Vitalparameter auf einen Schock (RR < 90 mmHg, Puls > 120/min), dann sogar mit Notarztbegleitung. Die meisten Patienten sind aber kreislaufstabil. Ab einem Blutdruck von 100–120 mmHG und einer Herzfrequenz zwischen 90 und 100/min empfiehlt sich eine Infusion.
2. Haben Sie Durchfall?
Lautet die Antwort ja, muss nachgehakt werden. Denn viele Laien bezeichnen einmaligen dünnen Stuhlgang bereits als Diarrhö. Um dieses „Prädikat“ zu erhalten, sind jedoch mindestens drei dünnflüssige Darmentleerungen erforderlich. Eine isolierte Emesis erschwert die Diagnostik ungemein. Vom Myokard- und Mesenterialinfarkt über die Pyelonephritis bis hin zu Erysipel oder Migräne kann quasi alles vorliegen. Um nichts zu übersehen, appellierte Dr. Tonn: „Geben Sie bei jedem Erbrechen ohne Durchfall Ihr Bestes in Anamnese und Untersuchung!“
Durchfall fehlt? Dann geht‘s ans Eingemachte!
- genaue Anamnese auch bzgl. eines atypischen Herzinfarktes
- kurze, aber umfangreiche Untersuchung inkl. Meningismus, Haut, Lunge, Abdomen und Beine
- Urinstix, RR und Temperatur messen
- bei jungen, ansonsten gesunden Patienten mit Gastroenteritis im Umfeld und lebhaften Darmgeräuschen eventuell abwarten
- alles andere einweisen!
- Teerstuhl, blutiger Durchfall (z.B. bei EHEC, C. difficile oder unterer gastrointestinaler Blutung)
- dauerhafte Bauchschmerzen (Koliken im Mittelbauch sind ok)
- Pflegenotfall Exsikkose (u.U. genügt eine subkutane Infusion zu Hause oder im Pflegeheim)
Akupressur ist gar nicht so übel
„Ohne Loperamid wird man schneller gesund“
Speziell gegen die Diarrhö unternimmt der Kollege i.d.R. nichts. Für harmlose Fälle ohne Fieber und ohne blutigen Stuhl gebe es zwar Loperamid, doch „ohne wird man eigentlich schneller gesund“, so seine Erfahrung. Racecadotril als weiteres Antidiarrhoikum hält Dr. Tonn u.a. wegen des Wirkmechanismus für sinnvoller, das arznei-telegramm sieht bislang jedoch keinen Vorteil im Vergleich zu Loperamid. Zur Rehydrierung eignet sich die WHO-Trinklösung am besten, das Zusammenmischen erweist sich im Alltag allerdings als sehr aufwendig. Bei Kindern kann es sich lohnen, auf verdünnten Apfelsaft auszuweichen: Ein Gemisch aus viel Leitungswasser und wenig Saft führt laut einer Studie sogar signifikant seltener zu Therapieversagen als Elektrolytfertigmischungen. Einer klassischen „Durchfalldiät“ mit Bananen, Reis, Apfelmus und Toast steht grundsätzlich nichts im Weg, wissenschaftliche Evidenz aber fehlt. Zucker und Salz unterstützen die Resorption von Flüssigkeit, entsprechend bieten sich gesüßter Tee und Salzstangen an. Ergänzend können Probiotika eingenommen werden. Eine Cochrane-Analyse ergab, dass sich dadurch die Erkrankungsdauer bei akutem Durchfall im Schnitt um einen Tag verkürzt. Am effektivsten scheinen Zubereitungen von Lactobacillus rhamnosus und Saccharomyces boulardii. Auf Milchprodukte sollten Erwachsene mit Gastroenteritis verzichten. Da eine heftige Diarrhö den Darmzotten zusetzt, „sind wir alle für ein paar Tage laktoseintolerant“, sagte der Kollege.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).