
Ein wiederholter ctDNA-Check kann über das weitere Vorgehen nach OP entscheiden

Schon länger wird die Flüssigbiopsie als wenig invasive Methode zur Kontrolle von Tumorwachstum und Therapieansprechen beim kolorektalen Karzinom (CRC) untersucht. Jetzt deuten die Daten der PEGASUS-Studie darauf hin, dass das Ergebnis der Untersuchung auf eine postoperativ im Blut vorhandene ctDNA geeignet sein könnte, um die adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms (Stadium III und Stadium II mit hohem Risiko) zu eskalieren oder zu deeskalieren. Ziel ist dabei, mehr Betroffene zu heilen und gleichzeitig denjenigen mit günstiger Prognose unnötige Behandlungen zu ersparen.
Die Liquid Biopsy erfolgte zwei bis vier Wochen nach der Darmkrebsresektion, berichtete Dr. Sara Lonardi, Istituto Oncologico Veneto IRCCS, Padua. Fiel die postoperative ctDNA-Analyse positiv aus, erhielten die Patient:innen drei Monate lang Capecitabin plus Oxaliplatin (CAPOX), bei fehlendem ctDNA-Nachweis sechs Monate Capecitabin allein. In beiden Armen führten die Kolleg:innen anschließend erneut eine Liquid Biopsy durch, um die Therapie weiter nach einer im Blut festzustellenden minimalen Resterkrankung zu differenzieren:
- Personen, die postoperativ und auch nach drei Monaten CAPOX ctDNA-positiv waren, wurden postadjuvant weitere sechs Monate mit FOLFIRI behandelt.
- Diejenigen mit postoperativ ctDNA-positivem und nach CAPOX-Therapie ctDNA-negativem Befund erhielten weitere drei Zyklen Capecitabin.
- Postoperativ ctDNA-negative Teilnehmende, die nach sechs Monaten Capecitabin weiter ctDNA-negativ waren, bekamen keine Postadjuvanz mehr und wurden nur weiter überwacht.
- Postoperativ ctDNA-negative Erkrankte, die postadjuvant ctDNA-positiv waren, erhielten anschließend sechs Monate CAPOX.
Postadjuvant nahmen die Forschenden in allen Gruppen weitere Liquid Biopsies. Die Studie sollte primär belegen, dass das Vorgehen sensitiv genug für die klinische Routine ist. Primärer Endpunkt war daher die Zahl der falsch-negativen Fälle. Die Annahme: Patient:innen mit mindestens zwei aufeinander folgenden negativen ctDNA-Ergebnissen nach der OP hatten auch nach zwei Jahren noch kein Rezidiv entwickelt.
Limitationen
In der ctDNA-negativen wie der ctDNA-positiven Kohorte zeigte sich, dass die Detektion in Lunge, Peritoneum sowie in einigen Lokalrezidiven weniger akkurat ist – eine der beobachteten Limitationen der ctDNA-Strategien beim CRC.
Die Per-Protocol-Population bestand aus 135 Personen, davon 14 im Stadium II mit hohem Risiko. Postoperativ war bei 26 % aller Erkrankten der ctDNA-Nachweis positiv. Der Anteil fiel im Stadium III mit niedrigem Risiko geringer aus (21 %) als im Stadium III mit hohem Risiko (24 %) und im Stadium II mit hohem Risiko (57 %).
Im Falle eines negativen ctDNA-Befunds nach der OP betrug die Rezidivrate nach knapp zwei Jahren 10 %. Wurde postoperativ ctDNA detektiert stieg die Rate auf 34 %. Der ctDNA-Status differenzierte dabei deutlich besser die Zeit bis zum Rezidiv als das klinische Stadium, betonte Dr. Lonardi.
Bei fünf von 100 zweimal hintereinander ctDNA-negativ getesteten Teilnehmer:innen wurde transient in Liquid Biopsies ctDNA nachgewiesen, in der Folgeuntersuchung aber nicht bestätigt. Eine Person wies zweimal hintereinander einen positiven Befund auf und wurde daraufhin mit CAPOX behandelt. Von den insgesamt zehn Rezidiven in der Gruppe der ctDNA-negativen Patient:innen handelte es sich in zwei Fällen um ein Lokalrezidiv und in acht Fällen um eine Fernmetastasierung in die Leber (n = 2), das Peritoneum (n = 2) und die Lunge (n = 4). Sieben der zehn Betroffenen wiesen auch zum Zeitpunkt des klinisch feststellbaren Rezidivs einen negativen ctDNA-Befund auf.
In der von Beginn an ctDNA-positiven Kohorte wurde nach Therapie mit CAPOX oder FOLFIRI bei 14 von 35 Erkrankten eine Serokonversion erreicht. Im Verlauf von median 24,2 Monaten traten in dieser Gruppe zwölf Rezidive auf.
Quelle: Lonardi S et al. ESMO Congress 2023; LBA28
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).