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Eine Investition in gesunde Mitarbeiter
„Manchmal rufen Firmen bei uns an, manchmal gehen wir gezielt auf sie zu“, erklärt Karin Schmedding. Sie ist seit Jahren bei der Barmer GEK für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zuständig. 2009 wurden allein in Berlin 70 Unternehmen betreut, quer durch alle Branchen, alteingesessene Großunternehmen genauso wie junge Firmen. Manche Unternehmen erhoffen sich vom öffentlich präsentierten BGM einen Wettbewerbsvorteil, andere sehen den Aufbau einer stabilen Mannschaft als wichtig zum Erhalt von Expertenwissen an.
Psychische Erkrankungen im Dienstleistungssektor
Ein großes Thema sind dabei die psychischen Belastungen. Massiv davon betroffen sind Mitarbeiterinnen in der Verwaltung und in der Gesundheitswirtschaft, insbesondere Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Sozialpfleger. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsbericht von AOK und Barmer GEK für Berlin und Brandenburg hervor. Psychische und Verhaltensstörungen wurden im Jahr 2008 bei 5,6 % der Versicherten diagnostiziert.
Zukunftsängste und Arbeitsüberlastung
Damit liegen sie an siebter Stelle der häufigsten Diagnosen bei Krankschreibungen. Hinsichtlich der AU-Tage stehen sie mit einem Anteil von 12,4 % jedoch an dritter Stelle. Eine Krankschreibung dauerte 29,4 Tage. Depressionen verursachten Ausfälle von durchschnittlich 38 Tagen, bei schweren Belastungen und Anpassungsstörungen dauerte eine Krankschreibung durchschnittlich 22,1 Tage. Im Jahresvergleich sind bei beiden Diagnosen der AU-Tage-Anteil und die Krankschreibungsdauer seit 2006 kontinuierlich gestiegen. Rund jede 10. Frau und jeder 20. Mann ist wegen psychischen Erkrankungen 2008 dem Arbeitsplatz fern geblieben.
Bestimmte betriebliche Faktoren fördern psychische Erkrankungen. Das betrifft z.B. die Art der Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie unter Kollegen, aber auch Zukunftsängste und eine dauerhafte Arbeitsüberlastung, insbesondere in Kombination mit fehlender Anerkennung. Auch Mobbing hat großen Einfluss. Diese Faktoren sind Ansatzpunkte des BGM.
„Gerade jetzt unter Krisenbedingungen steigt in manchen Firmen der Termindruck und Stress bei den Mitarbeitern deutlich“, sagt Schmedding. Auch die Pflege von alten und kranken Menschen kann belastend wirken. Konfliktpunkte sind hier körperliche und seelische Überbelastungen sowie Dienstzeiten, die sich nur schwer mit dem Familienleben vereinbaren lassen.
Das Vorgehen der Krankenkasse beim BGM ist in den Unternehmen relativ ähnlich. Man setzt sich mit betriebsärztlichem Dienst, Betriebs-/Personalrat, zuständigen Mitarbeitern und Vertretern der Führungsebene zusammen. Offenheit ist das A und O. Es werden Handlungsfelder definiert: Ist ein konkretes, bereits Fehlzeiten verursachendes Problem zu lösen oder sollen Mitarbeiter allgemein mit Strategien zur Erhaltung ihrer Gesundheit vertraut gemacht werden, z.B. durch Bewegungsprogramme? In einem zweiten Schritt folgt eine Mitarbeiterbefragung. Die Barmer GEK hat hierfür einen Katalog aus 80 Fragen entwickelt, der je nach Bedarf angepasst werden kann. Er ergänzt die Krankenstandsdaten der Kasse und dient dazu, Belastungssituationen zu identifizieren. Gefragt wird z.B., ob in den letzten zwölf Monaten gesundheitliche Störungen wie Nacken-, Schulter- oder Kopfschmerzen, Augenbeschwerden, Erkältungskrankheiten oder Schlafstörungen vorlagen und ob diese eventuell in Zusammenhang mit der Arbeitssituation stehen könnten.
Der Arbeitnehmer wird u.a. gefragt, inwieweit er eine Rückmeldung erhält, ob seine Arbeit gut war oder nicht, ob er sein Wissen und Können voll einsetzen kann und ob der Arbeitsplatz so gestaltet ist, dass er gut arbeiten kann. Auch Aussagen zu Zeitdruck oder darüber, ob Vorschläge und Ideen der Mitarbeiter Berücksichtigung finden, können Ansatzpunkte liefern. Nach Auswertung der Mitarbeiterbefragung werden Lösungswege entwickelt. Das können Rückenkurse und Workshops für Entspannungstechniken sein, Antistresskurse oder Maßnahmen zur Veränderung der Arbeitsorganisation oder der Pausenzeiten.
Diplomatisches Geschick bei Kritik an der Führung
Voraussetzung ist, dass die Firmenspitze hinter dem Projekt steht. „Wenn es ans Eingemachte geht, ist gelegentlich viel Diplomatie gefragt“, berichtet Schmedding. Das kann der Fall sein, wenn das Problem mit mangelnder Führungskompetenz zusammenhängt. Sie gibt zu: Stellt sich die Chefs eines Unternehmens quer, stößt die Kasse beim BGM an ihre Grenzen.
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