
Eine Ruptur der Rotatorenmanschette wird am besten operativ behandelt
Für das Anheben des Armes ist bis zur Waagrechten der M. deltoideus zuständig. Geht es höher hinaus, übernimmt der Supraspinatus. Wenn Letzteres aufgrund einer Verletzung der Rotatorenmanschette nicht mehr funktioniert, springt der Deltoideus auch für den Abschnitt über die Horizontale hinaus ein. Aufgrund der ungünstigeren Hebelverhältnisse hebt dieser Muskel aber den Humeruskopf mit an und es kommt zu Verspannungen und Überlastung.
Die Dezentrierung und fehlende Stabilität des Oberarms wiederum begünstigen eine Arthrosebildung. Das Ergebnis ist eine Rotatorenmanschetten-Defektarthropathie (englisch Cuff Tear Arthropathy, CTA), erklärte Reinhard Junghans von der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Helios Klinik Leipzig.
Die Beschwerden der Patienten sind sehr unterschiedlich. Funktionell reicht das Spektrum von geringer Einschränkung bis hin zur nahezu steifen Schulter. In puncto Schmerz gehen die Symptome ebenfalls weit auseinander – von minimal bis zu massiv.
Verletzungen der Rotatorenmanschette führen langfristig zu Arthrose
Eine konservative Behandlung bringt meist nur geringe Verbesserungen. Operativ lassen sich, wenn bereits eine Defektarthropathie besteht, zerstörte Sehnen und Muskelansätze nicht wiederherstellen. Patienten unter 70 Jahre können von einem Latissimus-dorsi-Transfer profitieren. Bei diesem relativ komplizierten Verfahren wird der eigentlich innenrotierende M. latissimus dorsi mit dem Humeruskopf so verbunden, dass er eine Elevation bewirkt. Die Indikationsstellung ist jedoch streng, das Umlernen für die Patienten schwierig und die Nachsorge langwierig.
Für Ältere bietet sich eine prothetische Versorgung an. Bei der inversen Schultertotalendoprothese (STEP) sind Kopf und Pfanne gegenüber der physiologischen Konstellation vertauscht. Im Glenoid wird ein runder Kopf verankert und im Humerus eine flache Pfanne.
Bei starken Schmerzen bleibt Prothese als letzte Möglichkeit
Die Veränderungen der Mechanik mit Verlagerung des Schulter-Drehzentrums nach medial verbessern die Hebelsituation für den Deltoideus. Dadurch kann dieser den Arm kräftiger auch über die Horizontale hinaus anheben.
Mit der Operation werden häufig zumindest wieder die Grundfunktionen des Schultergelenkes hergestellt, wie sie für das tägliche Leben notwendig sind. Die wichtigsten Erfolge aber bringt diese Operation in Sachen Schmerz. Denn meist beeinträchtigt dieser die Patienten am stärksten. Anbieten kann man den Eingriff nur bei ausreichender Qualität des glenoidalen Knochens.
Die Prothese ist recht haltbar. Nach neun Jahren sind noch 90 % an Ort und Stelle, berichtete der Experte. Allerdings kommt es ab dem achten postoperativen Jahr oft zu funktionellen Verschlechterungen. Man vermutet, dass der Deltoideus ermüdet und fibrosiert. Ein weiteres spezifisches Problem ist das Scapular Notching, ein Defekt am inferioren Glenoid durch den mechanischen Kontakt zwischen der medialen Humeruskomponente und dem Scapulahals.
Inverse Prothese erhält Alltagstauglichkeit der Schulter
Die Patienten müssen wissen, dass es bei Versagen des Implantats keine echte Revisionsmöglichkeit gibt. „Wenn sich die Prothese lockert, ist das eine Katastrophe“, so der Referent. Aus diesen Gründen liegt das Mindestalter für eine solche inverse STEP in der Regel bei > 70 Jahren.
Quelle: 5. Deutscher Arthrosekongress, Leipzig, Juli 2015
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