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Elektrokrampf-Therapie auch bei Schizophrenie
Die Behandlung der chronischen Schizophrenie ist auch heute noch eine Herausforderung, vor allem wenn Suizidalität oder ein Morbus Parkinson hinzukommen. Letzterer setzt dem Einsatz von Neuroleptika häufig Grenzen.
Elektrokrampf-Therapie bei starken Neuroleptika-Nebenwirkungen
In dieser Situation sollte man bei schwerer Ausprägung auch an die Möglichkeit einer Elektrokrampf-Therapie denken, empfehlen P. Hausn und Kollegen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des HELIOS-Klinikums Aue. Sie beschreiben den Stellenwert der Methode anhand von zwei Beispielen aus ihrer Klinik.
Im ersten Fall handelt es sich um einen 67-jährigen Patienten, der seit seiner Jugend an einer katatonen Schizophrenie litt, zu der sich seit zehn Jahren ein M. Parkinson gesellte. Wegen der extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen wurde der Patient zunächst von typischen Neuroleptika auf Quetiapin umgestellt, später wegen nicht ausreichender Wirkung auf Clozapin, bis dieses wegen einer Agranulozytose abgesetzt werden musste.
Schizophrenie: Strom-Einsatz ermöglicht ambulante Therapie
In dieser Situation entschlossen sich die Psychiater zu einer Erhaltungs-Elektrokrampftherapie. Unter der alle drei Wochen wiederholten Strombehandlung besserte sich die stuporös-katatone Symptomatik deutlich und der Patient benötigte in der Folgezeit mehrere Jahre keine stationäre psychiatrische Behandlung.
Beim zweiten Fall, einer 81-jährigen Frau, war seit Jahrzehnten eine schizoaffektive Störung bekannt. Schon 1979 wurde sie erfolgreich mit Elektrokrampftherapie behandelt. Nach erneuten Suizidversuchen bei Neuroleptika-Unverträglichkeit nahm man diese Therapie wieder auf. Unter einer Anwendung alle 14 Tage blieb die Patientin weitgehend stabil, bei jedem Versuch einer Intervallverlängerung verschlechterte sich ihr Zustand sofort.
Elektrokrampf-Therapie: Kontraindikationen unbedingt beachten
Der Wirkmechanismus der Elektrokrampftherapie bei Schizophrenie ist nicht genau geklärt: Man vermutet, dass es zu einer Wiederherstellung physiologischer Transmitterkonzentration im synaptischen Spalt kommt. Die unter Narkose durchgeführte Behandlung wird in der Regel gut vertragen. Gelegentlich kommt es zu leichten Gedächtnisstörungen. Beachtet werden müssen Kontraindikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall (Mindestabstand drei Monate), schwere kardiopulmonale Erkrankungen, schwerer Hypertonus, erhöhter Hirndruck und intrakranielle Tumoren.
Quelle: P. Hausn et al., internist. prax. 2012; 52: 799-805
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