Endlich zur Ringerlösung durchringen

Dr. Melanie Söchtig

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass intravenöse Kochsalzlösung das Risiko für eine metabolische Azidose, eine akute Nierenschädigung und die Mortalität erhöht. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass intravenöse Kochsalzlösung das Risiko für eine metabolische Azidose, eine akute Nierenschädigung und die Mortalität erhöht. © eyewave-stock.adobe.com

Schon länger zeichnet sich ab, dass eine Ringer-Laktat-Lösung die bessere Wahl zum Flüssigkeitsersatz als NaCl-Lösung ist. Eine aktuelle Studie untermauert das.

Die intravenöse Gabe von isotonischer Kochsalzlösung ist oft noch Standard als Flüssigkeits- und Elektrolytersatz bei Patienten mit niedrigem Blutvolumen oder niedrigem Blutdruck. Doch die Ergebnisse einer neuen US-amerikanischen Studie deuten darauf hin, dass es bessere, und vor allem sicherere, Behandlungsoptionen gibt.

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass intravenöse Kochsalzlösung das Risiko für eine metabolische Azidose, eine akute Nierenschädigung und die Mortalität erhöht. Ein möglicher Grund: Mit neun Gramm NaCl pro Liter Wasser übersteigt isotonische Kochsalzlösung die Konzentrationen von Natrium- und Chloridionen im Blutplasma deutlich. Zudem liegt der pH leicht unter dem physiologischen Wert.

Ringer-Laktat-Lösung könnte die bessere Alternative sein. Im Vergleich zur Kochsalzlösung enthält sie Elektrolyte in einer Zusammensetzung, die der in Blutplasma stärker ähnelt. Zudem kommt ihr pH-Wert dem physiologischen pH-Wert von Körperflüssigkeiten wesentlich näher.

In einer neuen Studie stellte sich heraus, dass Patienten, die statt NaCl-Lösung Ringer-Laktat  erhielten, ein geringeres Risiko für Nierenschäden und Tod hatten.

Eingeschlossen wurden 148.423 Erwachsene, die zwischen dem 1. November 2018 und dem 29. Februar 2020 in der Notaufnahme oder in stationären Abteilungen von 22 Krankenhäusern waren und mindestens einen Liter Infusionsflüssigkeit erhalten hatten. Primärer Endpunkt war die Inzidenz von schwerwiegenden unerwünschten Nierenereignissen  nach 30 Tagen.

Es zeigte sich, dass die Behandlung mit Ringer-Laktat-Lösung das Risiko dafür gegenüber Kochsalzlösung um 2,2 % reduzierte. Die Auswirkungen waren bei Menschen, die mehr als 3.000 ml Flüssigkeit erhielten oder eine Sepsis hatten, noch größer. Außerdem profitierten Patienten in Notaufnahmen oder auf internistischen Stationen mehr als solche in der Chirurgie oder auf Intensivstationen und ganz Junge stärker als Ältere.

Man weiß aber aus früheren Untersuchungen, dass Ringer-Laktat nicht immer Vorteile hat: Hirnverletzte sollten wohl besser Kochsalzlösung erhalten, weil sie durch Tonizitätseffekte den intrakraniellen Druck positiv beeinflusst. Mehr Forschung ist nötig, um künftig evidenzbasierte Entscheidungen bei der Volumensubstitution treffen zu können.

Quellen: 1. Bledsoe J et al. JAMA Netw Open 2022; 5: e2210046; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.10046 / 2. Semler MW. JAMA Netw Open 2022; 5: e2210054;  DOI: 10.1001/jamanetwork­open.2022.10054

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Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass intravenöse Kochsalzlösung das Risiko für eine metabolische Azidose, eine akute Nierenschädigung und die Mortalität erhöht. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass intravenöse Kochsalzlösung das Risiko für eine metabolische Azidose, eine akute Nierenschädigung und die Mortalität erhöht. © eyewave-stock.adobe.com