Energie ins Gesundheitssystem stecken

Dr. Nils Bröckelmann

Zum Beispiel durch Installation von Solarpanels können Gesundheitseinrichtungen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zum Beispiel durch Installation von Solarpanels können Gesundheitseinrichtungen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. © peterschreiber.media – stock.adobe.com

Immer neue Hitzerekorde tragen zu einer erhöhten Sterblichkeit vor allem Älterer und vorerkrankter Menschen bei. Das Gesundheitssystem produziert im großen Stil Treibhausgase und ist dadurch Teil des ursächlichen Problems. Das muss nicht so bleiben.

Der Klimawandel geht mit einer Reihe an gesundheitsgefährdenden Phänomenen einher. Dazu gehören Unwetter, Waldbrände, Dürren, der Anstieg bestimmter Infektionskrankheiten und Hungersnöte – nicht zu vergessen die zahlreichen Menschen, die sich aufgrund von Klimafolgen unter gefährlichen Umständen auf die Flucht aus ihrer Heimat begeben. Prof. Dr. Eugene Braunwald von der Harvard Medical School in Boston, erläutert, wie das Gesundheitswesen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann und greift dabei auf ein Dossier der WHO zurück.

Zunehmende Hitze ist eine der Folgen des Klimawandels, die unmittelbar zu spüren ist. So war 2023 das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Muskelkrämpfe, Thrombosen, und Hitzeschlag sind nur einige der möglichen Folgen. Bei Hitze kommt es zu einer Zunahme der peripheren Durchblutung und des Herzzeitvolumens, die jüngere, gesunde Menschen in der Regel gut verkraften.

Medikamente können Thermoregulation stören

Gerade bei Älteren und kardiovaskulär Vorerkrankten kann der Hitzestress mitunter zur kardialen Ischämie und zum hitzebedingten Kollaps führen. Bei Menschen mit Herzinsuffizienz ist die Thermoregulation meist beeinträchtigt, da die periphere Durchblutung nicht adäquat gesteigert werden kann. Zudem greifen bestimmte Medikamente wie Betablocker und Diuretika in die Thermoregulation ein. Zwischen 1995 und 2020 haben sich die Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze bei über 65-Jährigen mehr als verdoppelt. Auch Kleinkinder, Menschen, die körperliche Arbeit im Freien verrichten oder Besucher von Massenveranstaltungen sind typische Opfer von extremen Temperaturen.

Prof. Braunwald fordert insbesondere das Gesundheitssystem auf, sich den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Denn in wohlhabenden Ländern ist dieses für etwa 5–8 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine Transition sei durchaus machbar: So habe das Boston Medical Center seine Treibhausgasemissionen innerhalb von 4 Jahren um 90 % reduziert. Auf dem richtigen Weg sieht der Autor auch den National Health Service im Vereinigten Königreich. Dort unternimmt man bereits Anstrengungen, um eine vollständige Dekarbonisierung zu erreichen.

Maßnahmen zur Dekarbonisierung

  • Umstellung auf erneuerbare Energien
  • Dekarbonisierung der Fahrzeugflotte
  • Reduktion der Patientenwege durch Telemedizin
  • Vermeiden von Reisen des Personals durch Teilnahme an virtuellen Konferenzen
  • Vermeidung medizinischer Einmalprodukte
  • Reduktion des Ausstoßes klimaschädlicher Anästhetika

Allgemeine Maßnahmen zum Klimaschutz, die nicht spezifisch für die Medizin sind, beinhalten zum Beispiel den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien also vor allem Wind- und Solarenergie. Teile der Solarpanels könnten unmittelbar auf dem Gelände der Kliniken installiert werden. Die Umstellung auf eine klimafreundlichere Beheizung und Kühlung von Gesundheitseinrichtungen ist ein weiterer Schritt Richtung Klimaneutralität. Im medizinischen Alltag selbst gilt es z. B. den Verbrauch klimaschädlicher volatiler Anästhetika wie Desfluran zu reduzieren und den Verbrauch von Einmalartikeln zugunsten von wiederverwertbaren Medizinprodukten zu drosseln. In puncto Mobilität sind die Förderung von Telemedizin und virtuelle Konferenzen geeignete Maßnahmen zum Klimaschutz.

Kardiologen haben besondere Verantwortung

Als Kardiologe sieht der Autor die Vertreter seiner Zunft besonders in der Verantwortung, da das hauptsächlich ältere Patientenklientel mehr als andere vulnerabel gegenüber den Folgen des Klimawandels ist. Prof. Braunwald fordert die Strukturen der großen kardiologischen Fachgesellschaften zu nutzen, um für mehr Klimaschutz in Praxis, Wissenschaft und Politik einzustehen.

Quelle: Braunwald E. Eur Heart J 2024; DOI: 10.1093/eurheartj/ehae401

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Zum Beispiel durch Installation von Solarpanels können Gesundheitseinrichtungen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zum Beispiel durch Installation von Solarpanels können Gesundheitseinrichtungen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. © peterschreiber.media – stock.adobe.com