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Erkrankte sollten Imatinib durchgehend nehmen

Sprechen Patient:innen mit bestimmten malignen Erkrankungen, beispielsweise chronischer myeloischer Leukämie, gut auf Imatinib an, sind Therapiepausen aus prognostischer Sicht vertretbar. Für lokal fortgeschrittene inoperable bzw. metastasierte gastrointestinale Stromatumoren (GIST) gilt das aber offenbar nicht, berichtet das Team um Prof. Dr. Jean-Yves Blay vom Centre Léon Bérard in Lyon.
Das legen die Ergebnisse der 2002 gestarteten BFR14-Studie nahe, an der sich 17 Zentren in Frankreich beteiligten. Alle Patient:innen mit einem fortgeschrittenen GIST nahmen zunächst ein Jahr lang Imatinib ein. Personen mit mindestens stabiler Krankheit durchliefen eine Randomisierung: Je etwa die Hälfte nahm das Medikament weiter ein bzw. unterbrach die Behandlung. Bei einem Tumorprogress wurde die Therapie mit dem TKI dann wieder aufgenommen. Dieses Randomisierungsschema wiederholte sich sowohl nach drei als auch nach fünf Jahren Imatinib-Behandlungsdauer.
Bereits die Primäranalyse hatte ergeben, dass die Therapieunterbrechung einen raschen Tumorprogress nach sich zog. Nun analysierten die Forschenden die Langzeiteffekte hinsichtlich des progressionsfreien und des Gesamtüberlebens sowie der Entwicklung einer Imatinib-Resistenz. Die Nachbeobachtungszeit betrug dabei bis zu 20 Jahre.
Therapiepause vermeiden
Die Unterbrechung der Imatinib-Einnahme nach einem Jahr verkürzte das mediane PFS signifikant (6,1 Monate vs. 27,8 Monate; HR 0,36; 95%-KI 0,20-0,64; p = 0,0003). Gleiches beobachteten die Forschenden nach drei Jahren (7,0 Monate vs. 67,0 Monate; HR 0,15; 95%-KI 0,07-0,32; p < 0,0001) und nach fünf Jahren Behandlungsdauer (12,0 Monate vs. nicht erreicht; HR 0,13; 95%-KI 0,03-0,58; p = 0,0016). Gemäß der Ein-Jahres-Analyse dauerte es mit und ohne Einnahmepause ähnlich lange bis zum Auftreten einer Imatinib-Resistenz. Nach drei und nach fünf Jahren trat diese dagegen bei einer Therapieunterbrechung deutlich schneller ein.
Bezüglich des medianen OS unterschieden sich die beiden Einnahmestrategien nicht signifikant, und das weder nach einem (56,0 Monate vs. 105,0 Monate; HR 0,84; 95%-KI 0,46-1,54; p = 0,57) noch nach fünf Jahren Behandlungsdauer (nicht erreicht vs. 110,4 Monate; HR 1,28; 95% KI-0,41-3,99; p = 0,67). Nach drei Jahren hatten diejenigen Personen, die Imatinib abgesetzt hatten, allerdings einen signifikanten Nachteil hinsichtlich des OS (104,0 Monate vs. 134,0 Monate; HR 0,40; 95% KI 0,20-0,82; p = 0,0096).
Die Forschenden um Prof. Blay raten von Therapiepausen bei fortgeschrittenen GIST ab: Imatinib sollte ohne Unterbrechung bis zum Tumorprogress oder dem Auftreten einer Unverträglichkeit eingenommen werden. Nur so könne man einer Resistenzentwicklung vorbeugen und den maximalen prognostischen Nutzen aus der Behandlung ziehen. Insgesamt halten die Wissenschaftler:innen Therapieunterbrechungen von TKI auch bei anderen Malignomen mit aktivierten, mutierten Tyrosinkinasen für problematisch und sehen diesbezüglich einen erheblichen Forschungsbedarf.
Quelle:
Blay JY et al. Lancet Oncol 2024; 25: 1163–75; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00318-8
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