Cartoon Medizin und Markt

Erwachsen werden mit ADHS

Dr. Angelika Bischoff

Beim Wechsel vom Kinder- und Jugendpsychiater zum Facharzt für Erwachsene sind ADHS-Patienten oft plötzlich auf sich selbst gestellt. Beim Wechsel vom Kinder- und Jugendpsychiater zum Facharzt für Erwachsene sind ADHS-Patienten oft plötzlich auf sich selbst gestellt. © iStock/SIphotography

Heute weiß man, dass ein ADHS dem betroffenen Kind auch ins Erwachsenenalter folgt – nicht immer, aber häufig. Ein late-onset ADHS gibt es nicht. So findet man, wenn man die Kindheit durchleuchtet, immer typische Symptome, auch wenn die Diagnose damals nicht gestellt wurde.

Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) werden oft nicht diagnostiziert, weil sich die Erkrankung anders bemerkbar macht. Die motorische Hyperaktivität lässt nach, psychiatrische Komorbiditäten, vor allem Substanzmissbrauch, affektive Störungen und Persönlichkeitsstörungen gewinnen an Bedeutung, die Aufmerksamkeit allerdings bleibt schlecht. Dr. Carolin Zimmermann, München, erklärte, dass psychiatrische Komorbiditäten bei Erwachsenen mit ADHS häufig sind. Wenn man z.B. eine Borderline-Persönlichkeitsstörung feststellt, sollte man immer prüfen, ob nicht auch ein ADHS vorliegt. Die Symptome von ADHS und psychischen Erkrankungen sind nicht immer klar zu trennen, sie verstärken sich bei einer Komorbidität jedoch. Das Erkennen von Komorbiditäten kann deshalb für eine erfolgreiche Therapie entscheidend sein.

Während im Kindesalter Jungen im Verhältnis 4:1 überwiegen, stellt sich das Geschlechterverhältnis bei den Erwachsenen mit ADHS ausgeglichen dar. Das ADHS ist bei zwei Drittel der erwachsenen Patienten nicht behandlungsbedürftig. Doch diejenigen, die als Kinder medikamentös behandelt wurden, brauchen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsene Stimulanzien. 

Und es lohnt sich, die Erkrankung im Erwachsenenalter zu behandeln. Strafrechtliche Verurteilungen nehmen um 30–40 % ab, Depressionen um 20 %, Substanzmissbrauch um 30 % und Verkehrsunfälle um 60 %, unterstrich Dr. Daniel Alvarez-Fischer, Lübeck. Wenn man die Kindheit durchleuchtet, findet man immer typische Symptome, auch wenn die Diagnose damals nicht gestellt wurde. 

Wenn der Jugendliche mit ADHS erwachsen wird, wechselt er vom Kinder- zum Erwachsenenpsychiater. Das heißt, es wird plötzlich von ihm mehr Selbstständigkeit gefordert. Dieser Übergang kommt für viele zu abrupt, weil es ihnen an der Fähigkeit zum Selbstmanagement fehlt, so Dr. Alvarez-Fischer. Falsche Krankheitsüberzeugungen und das Bedürfnis, sich nichts sagen zu lassen, führen oft dazu, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen häufig Verordnungen bewusst nicht befolgen („kein Bock auf Medikamente“). Dies kann sich negativ auf Leistungen in Schule und Beruf auswirken. Hier bedarf es dringend mehr sozialer Unterstützung. Auch ein Kontakt zu Selbsthilfegruppen sollte hergestellt werden.

Mit Unterstützung der Firma Medice wurde ein Transitionsbogen für die Weiterleitung der Patienten von Kinder- und Jugendpsychiatern zu Erwachsenen-Fachärzten entwickelt, der alle wichtigen Informationen enthält und den man in zwei Minuten ausfüllen kann. Nach der fachärztlichen Diagnostik sollten diese die Patienten mit genauen Therapie- und Kontrollempfehlungen dem Hausarzt zur Weiterbetreuung übergeben. Sie können das Papier kostenlos herunterladen.

Quelle: Virtueller Praxisworkshop „Praxisworkshop 2020“; Veranstalter: Medice

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Beim Wechsel vom Kinder- und Jugendpsychiater zum Facharzt für Erwachsene sind ADHS-Patienten oft plötzlich auf sich selbst gestellt. Beim Wechsel vom Kinder- und Jugendpsychiater zum Facharzt für Erwachsene sind ADHS-Patienten oft plötzlich auf sich selbst gestellt. © iStock/SIphotography