Europa scheitert an Masern und Röteln

Dr. Andrea Wülker Foto: thinkstock

Ziel ganz klar verfehlt: Eigentlich sollten Masern und Röteln in Europa bis 2010 ausgerottet sein. Doch die „Kinderkrankheiten” grassieren noch immer. Nun haben sich die Mitgliedsstaaten in der Europäischen Region der WHO mit 2015 ein neues Ziel gesetzt.

Mindestens 95 % der Bevölkerung müssten vor Masern und Röteln geschützt sein, um die Zirkulation der Viren zu unterbrechen und so die Krankheiten zu eliminieren. Auch Babys, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können, aber besonders anfällig für Masern-assoziierte Komplikationen sind, würden via Herdeneffekt von einer hohen Durchimpfungsrate profitieren, erklärte Dr. Ole Wichmann vom Robert Koch-Institut in Berlin.

Vor allem die Jugendlichen haben keinen Schutz vor Masern

Zwar hat sich in puncto Masern schon einiges getan: Weltweit konnte durch die Impfung die Zahl der Masern-Todesfälle in den Jahren 2000 bis 2008 um mehr als 75 % reduziert werden. Nord- und Südamerika gelten seit 2002 als masernfrei. Doch in Deutschland und anderen europäi­schen Ländern wurden in den vergangenen Jahren wiederholt sowohl endemische als auch eingeschleppte Masernfälle beobachtet. Experten führen das auf Nachlässigkeiten bei der Impfung zurück.


Die Statistik zeigt, dass Masern-Patienten in Deutschland zunehmend älter sind. Zwar weisen kleine Kinder bei uns hohe Impfquoten auf, es gibt jedoch eine „Altlast“ an älteren Kindern und Jugendlichen ohne entsprechenden immunologischen Schutz, berichtete Dr. Wichmann. Diese Impflücken sollte man schließen!

STIKO  plädiert für die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln von Erwachsenen

Die STIKO empfiehlt deshalb seit 2010 eine weitere Immunisierung zusätzlich zur zweimaligen Impfung von Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr. Alle Personen, die nach 1970 geboren und jetzt zwischen 18 und 40 Jahre alt sind, sollten am besten einen MMR-Kombinationsimpfstoff erhalten,

  • wenn ihr Impfstatus unklar ist bzw.
  • wenn sie in der Kindheit nicht oder nur mit einer Dosis geimpft wurden.  
     

Das gilt ganz besonders für Menschen, die im Gesundheitsdienst, in der Betreuung von Immundefizienten oder in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten.

In Deutschland gibt keine bundesweite Meldepflicht für Röteln

In der WHO-EURO-Region sollen aber nicht nur die Masern, sondern auch die Röteln ausgerottet und die Inzidenz der Rötelnembryopathie auf unter 1 Fall/100 000 Geburten gesenkt werden. Eine Herausforderung wird es laut Dr. Wichmann in Deutschland sein, die Eliminierung der Röteln nach den aktuellen WHO-Plänen zu dokumentieren. Denn Röteln sind nicht bundesweit nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig, aktuell gibt es nur in den östlichen Bundesländern landesspezifische Meldeverordnungen.


Gerade im Hinblick auf die Röteln ist demnach noch einiges zu tun. Die Elimination kann erst erklärt werden, wenn die Unterbrechung der einheimischen Viruszirkulation über drei Jahre nach festgelegten Kriterien nachgewiesen worden ist.

Vortrag auf der 2. Nationalen Impfkonferenz in Stuttgart

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