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Finger weg von künstlichen Süßstoffen

Der Einfluss von künstlichen Süßstoffen auf das Mikrobiom wurde von einer internationalen Studiengruppe bei insgesamt 120 gesunden Probanden untersucht, berichtete Prof. Dr. Stephan Martin vom Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum in Düsseldorf. Zwei Wochen lang hatten je 20 Teilnehmer täglich Saccharin, Sucralose, Aspartam oder Stevia in Mengen zu sich genommen, die unter der zulässigen Tagesdosis lagen. Weitere 40 Personen bekamen entweder Glukose oder Placebo und dienten als Kontrollgruppe.
Die Diversität der Mikrobiota reduzierte sich deutlich
Unter dem Konsum aller Zuckeraustauschstoffe veränderte sich das Mikrobiom in Stuhl und Mund der Probanden deutlich, die Diversität der Mikroorganismen nahm ab. Saccharin und Sucralose beeinträchtigten zudem die glykämische Reaktion im Glukosebelastungstest. Transferierten die Studienautoren das Mikrobiom von Teilnehmern mit besonders starker oder schwacher glykämischer Response auf Mäuse, zeigten diese ganz ähnliche Veränderungen ihrer Glukoseregulation. Der Verzehr von künstlichen Süßstoffen kann demnach mikrobiomabhängig glykämische Veränderungen hervorrufen, so die Autoren.
Eine andere Studiengruppe unterzog 1.157 Patienten mit stabiler KHK kardiologischen Tests und führte Metabolomanalysen durch. Es stellte sich heraus, dass im Blut nachweisbare Süßstoffe – allen voran Erythrit – mit einem erhöhten Drei-Jahres-Risiko für Tod, nicht-tödliche Herzinfarkte oder Schlaganfälle einhergingen. Diese Beobachtung ließ sich anhand einer Validierungskohorte von knapp 3.000 Patienten bestätigen. Erythrit erhöht bereits bei physiologisch vertretbaren Serumkonzentrationen die Plättchenreaktivität in vitro und die Thrombenbildung im Tierversuch, heißt es in der kürzlich publizierten Arbeit.
Das Herz-Kreislauf-Risiko war signifikant erhöht
Auch in den Daten der populationsbasierten Kohortenstudie NutriNet-Santé aus Frankreich zeigen sich die negativen Wirkungen der synthetischen Zuckeraustauschstoffe. Für diese Untersuchung hatten mehr als 100.000 Teilnehmer wiederholt über 24 Stunden hinweg protokolliert, welchen Zuckerersatz sie zu sich nahmen. Neben dem direkten Einsatz als Süßmacher etwa im Kaffee oder Tee wurde auch die Aufnahme mit verarbeiteten Lebensmitteln ermittelt, beispielsweise über Light- oder Diätprodukte.
Nach Adjustierung für zahlreiche Einflussfaktoren zeigte sich ein leichtes, aber signifikant erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko für Menschen mit hohem Süßstoffverbrauch. Im Vergleich zu denjenigen, die keinerlei künstliche Süßungsmittel zu sich nahmen, lag die Hazard Ratio für zerebrovaskuläre Ereignisse bei 1,18. Dabei stand Aspartam nach Aussage von Prof. Martin „ganz im Vordergrund“. Auch mit Blick auf Krebserkrankungen, allen voran die adipositasassoziierten Tumoren, zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Süßstoffkonsum, insbesondere mit dem Gebrauch von Aspartam und Acesulfam-K.
Seminarbericht: 17. Allgemeinmedizin-Update-Seminar
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