Frühe Atemwegsinfektionen verhindern, Lungenfunktion erhalten

ERS 2023 Manuela Arand

Immerhin befinden sich aktuell mehrere Dutzend universelle Influenza-Impfstoffkandidaten in Entwicklung, die meisten allerdings noch im präklinischen Stadium. Immerhin befinden sich aktuell mehrere Dutzend universelle Influenza-Impfstoffkandidaten in Entwicklung, die meisten allerdings noch im präklinischen Stadium. © oneinchpunch

Erkenntnisse aus der Entwicklung und Verimpfung von Coronavakzinen könnten dabei helfen, kommensale Pneumokokken in Schach zu halten. Der Weg führt über effektivere Impfstoffe z.B. gegen Influenza und RSV. Zulassungen der letzten Jahre lassen auf rasche Erfolge hoffen.

Eine goldene Ära der Impfstoffentwicklung steht bevor, so sieht es zumindest Prof. Dr. ­Peter ­Openshaw vom Imperial College London. Der erste Gedanke bei diesem Thema gilt natürlich den Vakzinen gegen SARS-CoV-2, die in Rekordzeit entwickelt wurden und sich vor allem auf die innovative mRNA-Technologie stützen. „Wir haben nicht geglaubt, dass wir sie rechtzeitig haben würden, um einen signifikanten Effekt auf die Pandemie zu erzeugen“, erinnerte Prof. Openshaw. Doch die Wissenschaft war ausnahmsweise einmal viel schneller als Experten zu hoffen wagten. Und nun gelingt es sogar, mit den auftauchenden Varianten Schritt zu halten – nicht nur mit denen, die sich durch verbesserte Transmission auszeichnen, sondern auch mit den Immunescape-Varianten.

Viren aus der Coronafamilie sind jedoch nicht nur für SARS und ­COVID-19 verantwortlich, sondern auch für ca. 15 % der banalen Erkältungserkrankungen. „Es steht zu hoffen, dass einiges von dem, was wir bei COVID-19 gelernt haben, sich auch auf andere Coronaviren übertragen lässt“, meinte Prof. Openshaw. Möglicherweise könnte es gelingen, durch Impfungen Atemwegsinfektionen in früher Kindheit zu verhindern, die den Grundstein für spätere chronische Lungenerkrankungen legen. 

Nur wenige Kinder, die bis zum Schulalter unzureichend Lungenfunktion ausgebildet haben, vermögen das Defizit später aufzuholen, erläuterte Prof. Dr. ­Erika von ­Mutius, Helmholtz Zentrum München. „Mit sieben Jahren ist der Grundstock gelegt.“ Viele Studien haben übereinstimmend gezeigt, dass Atemwegsinfektionen im Kindesalter – vor allem Pneumonien – zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen, die später den altersbedingten Verlust an Lungenfunktion beschleunigen. 

Infolge der Coronapandemie ist Influenza ein wenig aus dem Blickfeld geraten – zu Unrecht, wie Prof. Openshaw ausführte. Schätzungen gehen von durchschnittlich 10.000 Todesfällen in Großbritannien pro Jahr aus, in einer schweren Saison bis zu 30.000. „Das sind nicht so viele wie die rund 60.000 COVID-Toten, aber es ist keineswegs trivial“, so der britische Kollege. „Dass wir mit Influenza so vertraut sind, heißt gewiss nicht, dass wir sie ignorieren dürfen.“ Leider sind selbst die neuen Impfstoffe gegen Influenza noch nicht so wirksam, wie zu wünschen wäre. Gebraucht werden Vakzine, die eine Schleimhautimmunität erzeugen und die Replikation der Viren in den Atemwegen verhindern.

Immerhin befinden sich aktuell mehrere Dutzend universelle Influenza-Impfstoffkandidaten in Entwicklung, die meisten allerdings noch im präklinischen Stadium. Vier Vakzinen mit unterschiedlicher Technologie haben Phase 3 der klinischen Prüfung erreicht: eine mit rekombinanten Proteinen, eine mit virusähnlichen Partikeln (VLP), eine mit Non-VLP-Nanopartikeln und ein nukleinsäurebasierter Impfstoff. Eine effektivere Influenzavakzine könnte im Nebeneffekt invasive Pneumokokkenerkrankungen (IPD) vermindern – auch das hat Corona gelehrt. „Der Anteil der Pneumokokkenträger in der Bevölkerung ging im Lockdown nicht zurück, aber es gab sehr viel weniger IPD“, berichtete Prof. Openshaw. Als Grund wird diskutiert, dass Virusinfektionen durch RSV und Influenza als Kofaktoren wirken, welche die kommensalen Pneumokokken in Pathogene verwandeln. Entsprechend könnten auch die neuen RSV-Impfstoffe als Sekundärnutzen einen IPD-Schutz entfalten, ganz zu schweigen davon, dass ein wirksamer RSV-Schutz bei Kleinkindern sich günstig auf die spätere Lungengesundheit auswirken könnte.

Quelle: ERS* International Congress 2023

*    European Respiratory Society

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Immerhin befinden sich aktuell mehrere Dutzend universelle Influenza-Impfstoffkandidaten in Entwicklung, die meisten allerdings noch im präklinischen Stadium. Immerhin befinden sich aktuell mehrere Dutzend universelle Influenza-Impfstoffkandidaten in Entwicklung, die meisten allerdings noch im präklinischen Stadium. © oneinchpunch