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Frühe Testung erforderlich
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Etwa 15–20 % der pädiatrischen Low-Grade-Gliome (pLGG) weisen eine BRAFV600E-Mutation auf, berichtete Prof. Dr. Eric Bouffet, Hospital for Sick Children der Universität von Toronto. Die Alteration geht u.a. mit einem schlechten Ansprechen auf eine Chemotherapie einher. Die Ergebnisse erster Studien weisen auf eine Wirksamkeit des BRAF-Inhibitors Dabrafenib allein oder in Kombination mit dem MEK-Hemmer Trametinib bei Gliomen mit BRAFV600-Mutation hin.
Der Referent stellte eine Studie mit 73 pLGG-Patient:innen vor, die im Verhältnis 2:1 randomisiert entweder Dabrafenib/Trametinib oder eine Standard-Chemotherapie mit Carboplatin und Vincristin erhielten. Die Teilnehmenden wiesen eine BRAFV600-Mutation und entweder eine progressive Erkrankung nach dem Eingriff oder ein nicht operables Gliom auf und waren zwischen zwölf Monaten und 18 Jahre alt. Es bestand ein Behandlungsbedarf aufgrund von gliombedingten Einschränkungen. Die Betroffenen durften zuvor noch keine systemische oder Strahlentherapie erhalten haben. Gemäß Protokoll wechselten neun Personen aufgrund eines Progresses vom Kontroll- in den experimentellen Arm.
Ein Fall aus der Praxis
Das Ansprechen unter der zielgerichteten Therapie trat häufig rasch ein und konnte auch länger andauern. So berichtete der Referent über einen Jungen, bei dem nach acht Wochen radiologisch ein partielles Ansprechen des Glioms festzustellen war, das inzwischen schon fast zweieinhalb Jahre anhält. In einigen Fällen wurde die Behandlung auch bei Hinweisen auf einen Progress weiter geführt. „Wenn das Gliom um 90 % geschrumpft ist und dann wieder etwas wächst, empfanden die Prüfärzt:innen den Benefit immer noch als so groß, dass sie die Therapie fortsetzten“, meinte Prof. Bouffet.
Hinsichtlich des primären Endpunkts, der Gesamtansprechrate (ORR), gab es einen Vorteil für die zielgerichtete Kombination, sagte Prof. Bouffet: Die ORR betrug in dieser Gruppe 47 % und unter der Chemotherapie 11 % (Odds Ratio [OR] 7,2; 95%-KI 2,3–22,4; p < 0,001). Überwiegend handelte es sich um partielle Remissionen. Ein Ansprechen oder eine stabile Erkrankung (clinical benefit rate) erreichten 86 % vs. 46 % (OR 7,4; 95%-KI -2,9–18,8).
Das mediane PFS wurde mit dem zielgerichteten Regime fast verdreifacht (20,1 Monate vs. 7,4 Monate; Hazard Ratio 0,31; 95%-KI 0,17–0,55; p < 0,001). Nach zwölf Monaten betrug die PFS-Rate im Prüfarm 66,6 % und in der Kontrolle 26,1 %. Dabei blieb die Lebensqualität unter der Kombination erhalten oder verbesserte sich sogar leicht, während sie sich mit der Chemotherapie sukzessive verschlechterte. Unerwünschte Ereignisse erreichten unter Carboplatin/Vincristin mit 94 % vs. 47 % häufiger einen Grad ≥ 3. Die Art der Toxizität unterschied sich zwischen den beiden Gruppen, mit Fieber und Hauttoxizitäten als häufigsten Nebenwirkungen unter Dabrafenib/Trametinib.
Mit diesen Ergebnissen besteht nun auch für Erkrankte mit pLGG die Notwendigkeit, möglichst früh den molekularen Status des Tumors zu bestimmen. Besonders hob Prof. Bouffet hervor, dass Kinder mit Schluckstörungen nicht von der Therapie ausgeschlossen werden müssen, da eine flüssige Formulierung von Dabrafenib und Trametinib verfügbar ist.
Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting
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